Thuner Praxis-Papagei liegt im Sterben
«Tobi ringt um sein Leben!»

Nach 25 Jahren muss der Papagei im Wartezimmer des Hausarztes Max Brönnimann auf Anordnung des Veterinäramts raus. Nun verweigert der Vogel seit Tagen sein Essen.
Publiziert: 27.12.2017 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:20 Uhr
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Tobi ist schwach, bringt die Augen kaum noch auf.
Foto: Max Brönnimann
Simona Boscardin

25 Jahre lang lebte Papagei Tobi im Wartezimmer des Thuner Hausarztes Max Brönnimann. Im Dezember musste das Tier auf Anordnung des Veterinäramts ausziehen. Jetzt liegt der Vogel im Sterben. 

«Tobi verweigert seit drei Tagen das Essen. Er ist sehr geschwächt, kann nicht einmal mehr richtig auf seinem Stängeli sitzen», sagt Brönnimann zu BLICK. 

Schon gestern war er mit dem Vogel bei einem Tierarzt gewesen. Dort habe man Tobi eine Infusion gelegt – genützt habe es nicht viel. Gestern wog das Tier 400 Gramm, heute waren es noch 325 Gramm. Ein Tierarzt versucht jetzt, den Vogel wieder aufzupäppeln. 

«Das Wartezimmer war der beste Ort für ihn»

«Am besten wäre es, wenn er wieder ins Wartezimmer zurückkönnte», sagt Brönnimann. Der Vogel sei 30 Jahre lang kerngesund gewesen: «Das passiert alles nur, weil man ihn aus seiner gewohnten Umgebung rausgenommen hat.»

Begonnen hatte alles mit einem Bild, das vom Verein gegen Tierfabriken Schweiz (VgT) auf Facebook gepostet wurde (BLICK berichtete). Er machte dem Arzt Quälvorwürfe: Der Käfig sei zu klein, der Vogel zu einsam. Das Veterinäramt forderte ihn daraufhin auf, bis zum 1. Dezember ein neues Zuhause für den Vogel zu finden. 

Brönnimann bestreitet die Vorwürfe. Graupapageien seien Gesellschaftstiere, die unterhalten werden müssen: «Im Wartezimmer war er nie alleine, es war immer etwas los. Die Praxis war der beste Ort für ihn», erklärt er. 

Eine Resozialisierung braucht Zeit 

Erwin Kessler, Präsident des VgT, sieht die Schuld für den Zustand des Papageis klar bei Brönnimann: «Das Veterinäramt hat ihm über ein Jahr Zeit gegeben, den Vogel wieder zu sozialisieren», sagt er.

In der Schweiz ist es vorgeschrieben, dass Papageien nicht alleine gehalten werden dürfen. Jedoch könne man im Fall von Tobi nicht einfach einen zweiten Papagei in den Käfig setzen: «Dieses Tier war 30 Jahre lang allein gewesen. Papageien sind anspruchsvolle Vögel», erklärt Kessler und fügt an: «Wenn Tobi einen grösseren Käfig und ein Gspänli bekommen hätte, wäre es auch kein Problem gewesen, ihn wieder in die Praxis zu bringen.»

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