Es ist die älteste noch existierende Schule in Thun BE – die Primarschule Schoren im Aussenquartier Gwatt. Schon vor über 500 Jahren wurde hier die Schulbank gedrückt. Nun soll es der altehrwürdigen Schule an den Kragen gehen. Die Quartierbewohner laufen Sturm.
Bereits zum kommenden Schulbeginn im August werden die Schoren-Kinder auf andere Schulen verteilt. Das Haus steht dann leer. Grund für die Pläne: Die Stadt Thun hat laut den Vorgaben des Kantons Bern zu kleine Klassen. Um die Sollgrösse zu erreichen, will die Schulkommission die Primarschule Schoren streichen. Beide Mehrjahrgangsklassen sollen geschlossen werden.
Schule wichtig für das Quartier
«Wir kämpfen für die Schule, weil sie für unser Quartier wichtig ist», sagt Unternehmerin Karin Gyger (45). Ihre beiden Kinder (6 und 10) sind von der Schliessung betroffen. «Unsere Schule ist klein, aber genial. Die Gesamtschulklassen haben sich seit Jahrzehnten bewährt. Es gibt keinen Grund, sie zu schliessen.»
Auch Primarlehrerin Eveline Bütler (46) kämpft für ihr Schulhaus. Zwei ihrer Kinder haben die Schule bereits hinter sich – der Kleinste (9) ist mittendrin: «Die Schule ist der zentrale Treffpunkt für das Quartier.»
Widerstand ab dem ersten Tag
Der Widerstand gegen den Sparhammer hat noch am gleichen Tag begonnen, an dem dieser von der Schulleitung mitgeteilt wurde. Am 13. Dezember gründeten die Eltern die IG «Pro Schulhaus Schoren». Sie schrieben Briefe an Politiker, sendeten eine Petition an den Gemeinderat und reichten Beschwerde ein.
Die Primarschule soll laut Schulkommission wiedereröffnet werden, wenn Thun mehr Schüler hat. Bis dahin sucht die Stadt Interessenten für eine Zwischennutzung.
Notfalls soll das Volk entscheiden
Eine Chance sehen die Bewohner nun in ihrer «Quartierschulinitiative»: Am Mittwoch haben sie 1600 Unterschriften dem Gemeinderat übergeben. Für die Sammlung benötigten sie nur sieben Wochen – Rekord!
Für die Prüfung der Initiative hat der Gemeinderat nun neun Monate Zeit. Nimmt er sie an, ist die Schoren-Schule gerettet. Lehnt er sie ab, kommt die Initiative vors Volk. Was in der Zwischenzeit mit der Primarschule Schoren passiert, ist noch unklar. «Der Gemeinderat müsste aktiv werden und sich für die Aufschiebung der Schliessung einsetzen», sagt Karin Gyger. Noch gibt es in Thun Hoffnung auf eine Rettung.