Thomas S. (49) schlug wieder zu
Der Gauner mit der «Vergiss mein nicht»-Masche

Betrogen und ruiniert. So ergeht es den Menschen die Thomas S. begegnen. Nun schlug er erneut zu.
Publiziert: 09.10.2011 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:36 Uhr
Von Viktor Dammann

Wo sich der Basler Thomas S.* (49) niederlässt, bleiben betrogene, ruinierte Menschen zurück. Auch nach seinem neusten Lügenprojekt, einem Blumenladen namens «Vergiss mein nicht».

Ein Name wie ein schlechter Witz für die mindestens sechs Menschen, denen er mit dem Laden insgesamt rund 250 000 Franken aus der Tasche zog. Mit einer einfachen Masche: Thomas S. kauft, mietet, stellt Leute ein – und bezahlt dann nie.

► Zum Beispiel Simon Pagnard (31): Er vermietet Thomas S. ein 7-Zimmer-Einfamilienhaus in Münchenwiler BE. Heute wartet er auf 18 000 Franken Mietzinse und auf Rückzahlung eines Darlehens von 30 000 Franken. Pagnard: «Er erzählte mir von einem Blumenladen. Ich fand das eine gute Sache.»

► Dieser Laden in Jegenstorf BE gehört Liselotte S.* (84). Im Herbst 2009 taucht Thomas S. bei ihr auf. «Er meldete sich auf mein Inserat. Ich wollte das Geschäft verpachten», erzählt sie. «Herr S. konnte sehr gut reden. Er wolle eine ‹Vergiss-mein-nicht›-Ladenkette aufbauen, sagte er. Dann legte er gleich zwei Monatsmieten auf den Tisch.»

Das Geld stammt wohl aus dem Darlehen von Vermieter Pagnard. Es ist das einzige Mal, dass Thomas S. der Ex-Ladenbesitzerin etwas zahlt. «Er vertröstete uns immer», sagt sie. Ihr Schaden: über 50 000 Franken. Und so geht es weiter:

► Der Sohn von Liselotte S., ein Gartenbauer, gestaltet vor dem Geschäft die Gartenanlage. Bezahlt wird er nie.

► Ein Garagist verkauft dem «Ladenbesitzer» zwei PKW für über 100 000 Franken. Die Autos sind offenbar längst verscherbelt. Doch auf Geld wartet der Garagist noch heute.

Thomas S. stellt auch Leute an:


► Sandro C.* (28) arbeitet als sein persönlicher Assistent und Koch. Er organisiert S. eine Zweitwohnung und richtet sie ein. Bezahlung? Fehlanzeige.

► Floristin Petra** (22) wird als «Geschäftsführerin» angestellt. Lohn gibts fast nie: «Thomas log mir vor, er könne wegen eines Fehlers der Bank nicht auf sein Konto zugreifen.» So leiht ihm Petra sogar 5000 Franken, um Blumen zu kaufen!

Am Ende verliert sie mit rund 20 000 Franken praktisch ihr ganzes Ersparte. «Sogar der Apéro bei der Geschäftseröffnung wurde von meiner Mutter organisiert und vorfinanziert», erinnert sich Petra. Als ihre Familie den Lügner zum Essen einlädt, tischt er ihnen sein Standardmärchen auf: Er habe eine grosse Erbschaft in Aussicht.

Betrüger seit 25 Jahren

Was all diese Menschen nicht wissen: Thomas S. betrügt sich seit bald 25 Jahren durchs Leben. Seine verrückteste Lüge: Er sei Erbe der Sheraton-Hotelkette. 2003 wurde er «wegen schwerwiegender Gefährdung der Öffentlichkeit» verwahrt, als erster Schweizer Wirtschaftskrimineller überhaupt. Aber seit dem Rechtswechsel 2007 dürfen nur noch Gewaltverbrecher verwahrt werden. Thomas S. kam wieder frei. Dabei ist sein Verhalten krankhaft: Selbst in der Klinik, wo er behandelt wurde, legte er Patientinnen herein.

Und jetzt? Einige Blumenladen-Geschädigte reichen Strafanzeige ein. Thomas S. selbst sieht sich als Opfer: «Ich wurde von einem Geschäftspartner hereingelegt», sagte er zu BLICK. Mehr wollte er nicht sagen.

*Namen bekannt **Name geändert

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