Thomas Kaufmann muss seine Brätel-Hütte abreissen
Kill Grill!

Thomas Kaufmann (56) macht alles, damit sich seine Gäste in der Rancher-Bar in Grindelwald BE wohlfühlen. Doch jetzt muss er aus seiner beliebten Grillhütte wieder Kleinholz machen.
Publiziert: 02.06.2017 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:45 Uhr
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Thomas Kaufmann (56) mit seiner Lebenspartnerin Manuela Zahnd (46) in der Grillhütte.
Foto: Peter Mosimann
Gabriela Battaglia

Die Kulisse bei der Rancher-Bar in Grindelwald BE ist atemberaubend: Der Eiger ragt vis-à-vis in den stahlblauen Himmel, zwei Rehe rennen vorbei. Thomas Kaufmann (56) ist seit 24 Jahren Pächter des Hauses. Zwei Skipisten führen im Winter direkt an der Beiz vorbei. Vor zwei Jahren ergänzte Kaufmann das Angebot und stellte eine heimelige Brätelhütte auf. Zehn Personen haben darin Platz. «Man muss den Touristen heute etwas bieten. Meine Gäste lieben es, in der Hütte zu grillieren.»

Im kommenden Winter geht das nicht mehr. Kaufmann muss seine Hütte, die sogar eine Sauna hat, wieder abreissen. Der Wirt ist stinksauer: «Es ist tragisch, wenn man etwas für den Tourismus macht und dann vom Amtsschimmel ausgebremst wird.»

Kaufmann baute ohne Bewilligung 

Kaufmann wandte sich vor drei Jahren an Regierungsstatthalter Martin Künzi (53) in Interlaken BE. «Er sagte, ich bekäme keine Bewilligung mehr.» Ein Jahr später zieht der Wirt die Hütte trotzdem hoch. Er verteidigt sich: «Wir haben hier einen harten Tourismuskampf. Dann hiess es, ich brauche eine Baubewilligung.» Kaufmann reichte sie letztes Jahr nachträglich ein.

Genützt hat es nichts. Die Hütte hätte gemäss einer Verfügung vom 22. November 2016 bis zum 31. Januar dieses Jahres wegmüssen. «Ich habe die Verfügung zuerst angefochten. Dann sagte man mir, dass das teuer werde», sagt Kaufmann. Die Rückbaufrist wurde dann von Amtes wegen auf Ende Februar 2017 fixiert. «Absurd! Wie soll ich die Grillhütte mitten im Winter wegschaffen?», sagt Kaufmann.

Behörde kam zum Ortstermin

Am 4. Mai nahmen Behördenvertreter einen Augenschein vor Ort. Plötzlich sollte es schnell gehen – Kaufmann muss sein Kleinod bis zum 20. Juni wegschaffen. «Nur weil die Hütte in der Landwirtschaftszone steht», so der Wirt. «Zwei Jahre lang hat niemand reklamiert. Mein Restaurant steht ja auch in dieser Zone.»

Doch Regierungsstatthalter Künzi stellt klar: «Die ohne die dafür zwingend erforderliche Baubewilligung aufgestellte Grill- und Saunahütte muss weggeräumt werden, weil sie am heutigen Standort ausserhalb der Bauzone gestützt auf das Raumplanungsgesetz nicht bewilligbar ist.» 

Gemeinde bleibt hart

Auch die Gemeinde sieht keinen Spielraum. Thomas Ruoff (42), Präsident der Hochbau- und Planungskommission: «Für uns ist das natürlich auch sehr unangenehm. Doch grundsätzlich gilt beim Recht für alle das Gleiche.» Kaufmann versucht nun, seine Hütte im Internet loszuwerden: «Die 20’000 Franken, die ich bezahlte, bekomme ich nicht mehr.» Sein Fazit: «Ausser Spesen nichts gewesen!»

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