Bei der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft ist der Wurm drin. Lignum, der Dachverband der Branche, klagte 2015, die Hälfte der Forstbetriebe schreibe Verluste. Ein Grund: Der starke Franken, der Importe aus dem Ausland billig macht. Der Bund greift der Holzwirtschaft darum mit einer 2,25 Millionen teuren Sensibilisierungs-Kampagne unter die Arme.
Für solche Aktionen weibelt auf politischer Ebene auch Sylvia Flückiger (64), Präsidentin von Lignum und SVP-Nationalrätin. Unternehmerisch macht sie das Gegenteil: Mit ihrer Firma Flückiger Holz AG in Schöftland AG verkauft sie vor allem Holz aus Skandinavien und Russland. Das schreibt der «Tagesanzeiger» heute.
Flückiger verteidigt sich: «Was wir tun, ist unternehmerisch begründet, nicht politisch.» Nordisches Holz habe feinere Strukturen und könne daher besser mit weisser Farbe behandelt werden. Auf Wunsch liefere man aber mit grosser Freude Schweizer Holz.
Tropen- statt Schweizer Holz
Dabei bleibt es aber nicht: Flückiger verwendet auch privat ausländisches Holz. Ihre Hausfassade besteht aus Sipo aus Kamerun und dem Kongo, einem Mahagoni-Holz. Problematisch daran: Alle fünf Jahre wird im Regenwald eine Fläche abgeholzt, die achtmal so gross wie jene der Schweiz ist.
Flückiger sagt dazu, ihr Einsatz für Schweizer Holz setze nicht die Verteufelung aller anderen Hölzer voraus. Schweizer Holz habe nicht wegen ausländischer Produkte Absatzprobleme. Das Problem sei eher, dass oft mit anderem Material als Holz gebaut werde. Ausserdem bestehe der Grossteil ihres Hauses aus Schweizer Arven- und Fichtenholz.
SVP bleibt stumm
Flückiger gibt gegenüber dem «Tagesanzeiger» weiter an, das Mahagoni-Holz sei FSC-zertifiziert. Das FSC-Label steht für eine umweltgerechte und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung. Den Beweis, dass ihr Holz wirklich zertifiziert ist, erbringt sie aber nicht.
Von der SVP äussert sich niemand zu Flückigers Holz-Seitensprung. (kst)