Steinschlag verschüttet Solothurnerin (†45) in Gadmen BE – ihr Mann bleibt unverletzt
Sind unsere Wanderwege noch sicher?

Es sollte ein unvergessliches Weekend in den Bergen werden. Es wurde zu einem Drama. Vor den Augen ihres Ehemanns wurde eine Solothurnerin (†45) auf einem Wanderweg in Gadmen BE verschüttet – von mehreren Tonnen Gestein. Sind unsere Wanderwege überhaupt noch sicher?
Publiziert: 02.09.2019 um 22:22 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2019 um 07:30 Uhr
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Ein BLICK-Leserreporter berichtete von einem Grosseinsatz in der Nähe der Triftbrücke im Gadmertal im Kanton Bern.
Foto: BLICK-Leserreporter
Ralph Donghi

Die Solothurnerin (†45) hat sich so auf dieses Wanderweekend in Gadmen BE gefreut. Ihre Ankunft mit dem Ehemann bei der beliebten Trifthütte hatte sie im Vorfeld angemeldet. Doch angekommen ist sie nie. Sie starb, auf einem normalen Wanderweg, verschüttet von einem Steinschlag.

Passiert ist das Drama letzten Samstag, kurz vor 10.40 Uhr. Die Solothurnerin wandert mit ihrem Mann in der Nähe der Triftbrücke. Plötzlich lösen sich mehrere Tonnen Gestein über den beiden.

«Laut einem Geologen aber nicht wegen Permafrosts», sagt Gemeindepräsident Walter Brog (52). «Es war eine kompakte, bis anhin unproblematische Felspartie, die sich löste. Gleich über dem Wanderweg, auf dem die Frau ging.» Sie habe keine Chance gehabt. «Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.»

Zwei Personen sind von Steinschlag betroffen
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Rettungshelikopter vor Ort:Eine Frau bei Steinschlag tödlich verletzt

Vor den Augen ihres Ehemanns verschüttet

Die Solothurnerin wird vom Gestein verschüttet – vor den Augen ihres Manns. Vor den Augen anderer Wanderer. Niemand kann mehr etwas für sie tun. Auch nicht die Retter, die mit Helikoptern anrücken.

Ihr Mann und weitere Wanderer werden weggeflogen und betreut. «Ich habe den Ehemann noch vor Ort getroffen und ihm mein Beileid ausgedrückt», sagt Brog.

Mitgefühl zeigt auch Michael Roschi (43), Geschäftsleiter Schweizer Wanderwege: «Wir bedauern den Vorfall sehr und haben mit Bestürzung davon Kenntnis genommen. Wir möchten den Angehörigen unser herzlichstes Beileid aussprechen.»

Meistens passieren Stolperunfälle

Glücklicherweise, so Roschi, seien solche Vorfälle mit Verletzungs- oder Todesfolge auf dem Wanderwegnetz selten. Die meisten Unfälle würden durch Stolperunfälle passieren. «Um Unfälle zu vermeiden sind eine gute Planung und Ausrüstung auf jeder Wanderung unerlässlich.» Er weiss aber: «Vor Ereignissen wie einem unerwarteten Steinschlag gibt es keinen Schutz, sie gehören leider zum allgemeinen Lebensrisiko.»

Nach dem Steinschlag in Gadmen musste ein Abschnitt des Wegs stundenlang gesperrt werden. Nach Abklärungen durch Geologen konnte er später wieder geöffnet werden.

Gefahren in den Hochalpen nehmen zu

Dennoch kommt die Frage auf, ob unsere bröckelnden Berge nicht nur für Bergsteiger, sondern mehr und mehr auch für Wanderer zur Gefahr werden. «Die meisten Wanderwege sind nicht von Steinschlag bedroht», sagt Roschi. «Hingegen nehmen die Gefahren in den Hochalpen zu.» Bedingt durch den auftauenden Permafrost sei besonders dort «eine vermehrte Steinschlagaktivität» ersichtlich.

Wie viele gefährliche Stellen es in der Schweiz gibt, ist unklar. Es gibt keine Zahlen. Aber, so Roschi: Zusammen mit verschiedenen Partnern arbeite man momentan an einem Projekt. Es heisst «Sicher Wandern 2040: Strategien fürs Wanderwegwesen im Klimawandel».

Die Anteilnahme am Unfall ist gross. So schreibt auch die Hüttenwartin von Gadmen auf ihrer Homepage: «Wir sind tief betroffen und bekunden unsere Anteilnahme gegenüber allen Angehörigen und Betroffenen.»

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