Peter Hiltbrand (59) steht noch immer unter Schock: «Ich träume ständig vom Feuer in unserer Wohnung.» Es passierte am Montagabend, kurz nach 21 Uhr. Der frühere Forstingenieur ist bereits im Bett am Schlafen. Die Familie wohnt in einer Drei-Zimmer-Wohnung im neunten Stock eines Hochhauses in Biel BE.
Seine Frau (46) und die beiden Söhne (10 und 16) sind noch wach. «Meine Frau wollte Chicken Nuggets frittieren», sagt Hiltbrand. «Das Öl erhitzte sie in einer Pfanne.» Hiltbrand kaufte seiner Frau zwar eine Fritteuse. Aber: «Die steht im Keller. Meine Frau stammt aus Syrien und kocht etwas altmodisch.»
Die Mutter geht während des Frittierens kurz ins Wohnzimmer zum älteren Sohn. «Plötzlich ging das Licht aus. In der Küche brannte es.»
Feuerlöscher hätte auch nichts mehr bewirkt
Der Sohn schaltet schnell und ruft die Feuerwehr. Dann rennt er ins Schlafzimmer und weckt seinen Vater. «Der Gang stand da schon lichterloh in Flammen. Unser Feuerlöscher hätte nichts mehr genützt.» Die Wohnung brennt aus, ist unbewohnbar.
Die Mutter und die Buben kommen für eine Nacht bei der Heilsarmee unter. Der Vater muss zur Kontrolle ins Spital. Am Dienstag macht er sich sofort auf die Suche nach einem neuen Obdach für seine Familie.
Odyssee durch die Behörden
Die Odyssee beginnt. Hiltbrand ist sauer: «Eine Behörde schob mich an die nächste weiter. Man wimmelte uns überall ab. Bei der Stadt hiess es, es habe keine freie Wohnung. Man schickte uns aufs Sozialamt.»
Doch auch dort läuft die Familie auf. «Man sagte uns, weil wir keine Sozialfälle seien, bekämen wir keine Hilfe. Das ist eine Frechheit. Ich zahle hier seit vielen Jahren meine Steuern.»
Das Sozialamt rät, ein Hotelzimmer für 3000 Franken im Monat zu mieten. «Das kann ich mir nicht leisten», sagt Hiltbrand, der seit einem Arbeitsunfall im Jahr 2012 IV-Rentner ist.
Eine Freundin der Mutter kontaktiert in der Not schliesslich die reformierte Kirche in Biel. Diese findet eine Notlösung. «Wir können für einen Monat in eine Zwei-Zimmer-Ferienwohnung einziehen. Wie es dann weitergeht, weiss ich nicht», sagt Hiltbrand. Er ist verbittert: «Die Behörden lassen uns im Stich.»