Das sonnengelbe Mehrfamilienhaus steht in einem friedlichen Quartier in Interlaken BE. Was sich jedoch am frühen Morgen des 4. Februar dort abspielte, endete für den Bewohner im Erdgeschoss, Jakob C.* (†75), nach dreiwöchigem Spitalaufenthalt am letzten Mittwoch mit dem Tod.
Laut Kantonspolizei Bern kam es am Dienstag vor drei Wochen kurz vor sechs Uhr morgens in der Wohnung zu einem heftigen Streit: Der pensionierte Metzger Jakob C. wird dabei «durch stumpfe Gewalteinwirkung» schwer verletzt, die Polizei verhaftet Sohn Kevin C.* (35) noch am selben Tag. Waffen oder Gegenstände kamen bei der tätlichen Auseinandersetzung laut Polizei nicht zum Einsatz.
Beziehung zwischen Vater und Sohn war schon immer belastet
Die Frau von Jakob C. und Mutter von Kevin will sich zum tödlichen Streit in ihrer Wohnung und zu ihrem inhaftierten Sohn nicht äussern. Ein Nachbar sagt zu BLICK: «Der Sohn war schon immer sehr arbeitsscheu.» Er habe aber nicht mehr zu Hause gelebt. Kevin C. wohnte zuletzt nur wenige Gehminuten von seinen Eltern entfernt – mit seiner Freundin und deren Tochter in einer Mietwohnung.
Dass der 35-Jährige derart austickte, macht seinen Kollegen Luca B.* fassungslos. Er kennt die Familie bestens. «Das hätte ich ihm nie zugetraut. Ich bin schockiert und denke fest an Jakob. Er war ein lieber Mensch, aber die Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn war schon immer sehr belastet.»
Kevin C. tickte auf Drogen und Alkohol öfters aus
Vater und Sohn seien immer distanziert zueinander gewesen, Zuneigung habe Kevin C. von seinem Vater keine erhalten – von der aus Simbabwe stammenden Mutter jedoch umso mehr. «Von ihr wurde Kevin verwöhnt, sie tat alles für ihn. Der Vater jedoch war eher der, der auch mal Tacheles mit ihm geredet hat.»
Kevins ältere Schwester habe immer einen guten Draht zu ihrem Bruder gehabt. «Sie konnte ihn immer beruhigen. Sie versuchte ihn immer zu motivieren, doch noch etwas aus seinem Leben zu machen.»
Luca B. und Kevin K. kennen sich aus der Hip-Hop-Szene, haben zusammen getanzt. «Er war früher ein guter Breakdancer. Aber leider hat er nie was aus seinem Leben gemacht: keine Lehre, keine Arbeit, dafür Drogen. Irgendwann haben wir uns daher aus den Augen verloren.» Der Freund beschreibt Kevin C. als ruhigen Menschen. «Aber wenn er was intus hatte, zum Beispiel Alkohol, konnte er total ausrasten. Er war schon immer jähzornig.»
* Namen geändert