Sieben Menschen starben am Pigne d'Arolla (3790 m ü. M.), nachdem das Wetter umgeschlagen hat und die Alpinisten im dichten Nebel verloren waren.
Tommaso Piccoli hat das Drama im Wallis überlebt. Und erhebt jetzt schwere Vorwürfe gegen den Bergführer Mario C.* (†59). Der Guide sei komplett verloren gewesen, als das Wetter änderte, erzählt der Italiener der «NZZ am Sonntag». C. habe kein GPS-Gerät dabeigehabt, und sein Satellitentelefon habe nicht funktioniert.
Piccoli kritisiert auch, dass C. in der Hütte nicht reserviert hatte. Irgendwann habe Piccoli gesagt: «Ich folge dir nicht mehr, aber du kannst mir folgen.» Noch ist unklar, ob der italienische Bergführer seine Sorgfalts- und Garantenpflicht verletzt hat, ob er tatsächlich kein GPS dabeihatte, warum er nicht reserviert hatte und ob es fahrlässig war, neun Personen auf die Haute Route mitzunehmen.
Kleinere Gruppe hätte Drama wohl verhindert
Die Walliser Staatsanwaltschaft bestätigt der «NZZ am Sonntag», dass sie diese Punkte abklärt. Es liege im Ermessen jedes Guides, wie viele Gäste er mitnehmen wolle, sagt der Präsident des Schweizer Bergführerverbandes, Marco Mehli.
Technische Hilfsmittel würden in der Ausbildung behandelt. Letzen Endes entscheide dann aber jeder Bergführer für sich, welches Equipment er für angemessen halte. Auch mit einem Satellitentelefon habe man nicht immer überall Empfang. «Denken Sie wirklich, dieses Ereignis hätte sich mit Vorschriften bezüglich Gruppengrösse oder Ausrüstung verhindern lassen?», fragt Mehli in der «NZZ am Sonntag».
Raphael Wellig ist da anderer Meinung. «Bei dieser Wettervorhersage hätte der Bergführer niemals mit so einer grossen Gruppe losgehen dürfen, meint der erfahrene Alpinist. Er wäre mit maximal vier Personen zu dieser Tour gestartet, sagt Wellig zu BLICK. Auch, weil die Route nichts für Anfänger ist.
Der Alpenraum verkomme zum Wilden Westen, wenn es nicht mehr Regeln gebe, sagt Piccoli. Auch die Hüttenwarte könnten für mehr Sicherheit sorgen, mit besseren Zugängen zu den Wettervorhersagen etwa. Hütten ohne Strom, ohne WLAN oder ohne Netzanschluss seien nicht mehr zeitgemäss, sagt der Italiener. Er habe gedacht, die Schweiz sei «moderner und technisch aufgeschlossener».
C. hat seine Gruppe nicht verlassen
Lange ging man davon aus, dass Mario C. auf der Suche nach Hilfe abgestürzt sei. Doch die Kantonspolizei Wallis bestätigt BLICK, der Guide hat seine Alpinisten-Kollegen nicht im Stich gelassen.
«Mario C. hat während der Nacht seine Gruppe nicht verlassen», sagt Sprecher Markus Rieder. Wie genau er zu Tode kam, ist noch unklar. «Fakt ist aber, dass er am Montagmorgen von den Rettern am Berg tot aufgefunden wurde», sagt Rieder.
Unter den Toten befindet sich auch die Ehefrau des Guides, Kalina D.* (†52). Mit der Bulgarin war der Italiener seit 2011 verheiratet. (voi)
*Name der Redaktion bekannt