Ruth Grossen (43) beschwerte sich bei der Schule über den Unterricht
Hausverbot für Mutter!

Weil sich eine Berner Oberländer Mutter in den Unterricht einmischte, darf sie das Schulgelände nicht mehr betreten.
Publiziert: 17.06.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:05 Uhr
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Ruth Grossen wurde nicht zum Elternabend eingeladen.
Foto: Tom Stocker
Von Céline Trachsel

Wie viel Elternmitsprache ist zu viel? Das fragt sich auch die Schulleitung in Niederried bei Interlaken BE. Und hat jetzt Massnahmen gegen eine unliebsame Mutter ergriffen.

«Die Schule wäre ja ganz schön – aber das Klima hier ist alles andere als toll», schimpft Ruth Grossen (43). Die sechsfache Mutter schickt derzeit drei Kinder in die elfköpfige Klasse. In dem Dorf werden die Schüler der ersten bis vierten —Klasse gemeinsam unterrichtet.

«So vieles läuft schief», sagt Ruth Grossen. Sie bemängelt Lehrmethoden und pädagogisches Verständnis der Lehrerschaft und schreibt deswegen nicht selten wütende Briefe.

«Herzliche Gratulation für Ihr Versagen», steht in einem der Schreiben an die Lehrerin. Grund: Die Pä­dagogin sei im Fach Schnüerlischrift mit ihrer Klasse nur bis zum T statt bis zum Z gekommen.

Auch die fehlende Pausenaufsicht gefällt Grossen nicht. «Letzte Woche haben mein Sohn und ein anderer Bub in der grossen Pause ihre Kräfte gemessen. Dabei wurden meinem Sohn zwei Schaufelzähne demoliert. Lehrer waren keine auf dem Pausenplatz.»

Die schriftlichen Einwände von Ruth Grossen wurden der Schule jetzt zu viel: Sie erteilt der Mutter Haus- und Arealverbot für die Schule sowie ein Kontaktverbot zur Klassenlehrerin. «Seit Jahren torpedieren Sie die Arbeit der Schule und hindern die Lehrpersonen daran, ihren Auftrag ungestört und unbelastet erfüllen zu können», begründet das Schulinspektorat schriftlich.

«Ein Witz!», sagt Grossen. «Ich bin immer ausserhalb der Schulzeit gekommen. Aber ich spreche mit der Lehrerin halt Berndeutsch und nenne die Dinge beim Namen.»

Zum letzten Elternabend war Ruth Grossen nicht eingeladen. «Das ist Ausgrenzung. Die Schulkommission sollte lieber meine Einwände richtig prüfen und Lösungsvorschläge annehmen statt mich auszuschalten.»

Schulkommission und -inspektorat wollen gegenüber BLICK keine Stellung nehmen und verweisen auf den «jahrelangen Streit», der dem Hausverbot vorausgegangen sei. Ruth Grossen verlangt, dass das Verbot wieder aufgehoben wird. «Ich will nur, dass meine Kinder an dieser Schule etwas lernen.»

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