Res Schütz (60) versteht die Welt nicht mehr. 20 Jahre lang hat der Bauer Regenbogenforellen gezüchtet. Jetzt sind die beiden Fischbecken auf seinem Hof in Wasen BE plötzlich nicht mehr in Ordnung. Die Gemeinde Sumiswald forderte ihn laut «Berner Zeitung» nachträglich auf, ein Baugesuch dafür einzureichen.
«Die machen aus einer Mücke einen Elefanten», sagt Schütz zu BLICK. «Heute braucht man ja sogar für eine Hundehütte eine Baubewilligung. Da fehlt mir einfach der gesunde Menschenverstand.»
«Es gab noch nie etwas zu bemängeln»
Seinen Anfang nahm die leidige Geschichte durch Zufall bei einer Begehung von Gemeindebehörden und Fachstellen anlässlich einer anderen Angelegenheit. Dass Schütz Fische züchtet, war jedoch nie ein Geheimnis gewesen. Fritz Kobel, Leiter Bau und Betrieb, zur «Berner Zeitung»: «Ich wusste, dass Res Schütz Fische hält.» Dass es hierfür Bewilligungen von Fachstellen brauche und auch ein Baugesuch nötig sei, sei ihm jedoch nicht bekannt gewesen. Erst anlässlich der Begehung sei er darauf aufmerksam gemacht worden.
Schütz fühlt sich schikaniert. «Die hatten wohl einfach eine schlechte Laune», sagt der Bauer. Was mit der Anlage nicht in Ordnung sein soll, ist ihm ein Rätsel. Aktuell befinden sich über 100 Tiere in den beiden Behältern. Die Zucht sei für den Eigenverbrauch. Der Kantonstierarzt führe regelmässig Kontrollen durch. «Es gab noch nie etwas zu bemängeln.»
Architekten beauftragt
Das Frischwasser bezieht Schütz aus der eigenen Quelle, eine Röhre leitet das Abwasser in ein nahe gelegenes Gräbli. Die zwei Becken sind zu rund zwei Dritteln im Boden vertieft. Je die Hälfte ist mit einer Plane bedeckt, damit die Forellen sich zurückziehen und Schutz vor der Sonneneinstrahlung suchen können.
Die Aufforderung zur nachträglichen Einreichung der Baubewilligung bekam Schütz im Sommer 2019. Zudem hiess es, dass Bauten und Anlagen für die Fischzucht in bestehende Gebäude integriert werden müssten. Dem Bauern zufolge ist es nicht möglich, diese Vorgabe umzusetzen.
Trotzdem beauftragte Schütz nach erneuter Aufforderung der Gemeinde einen Architekten, die Pläne zur Einreichung des Baugesuchs zu zeichnen. «Das Prozedere kostet mich eine Menge Geld», sagt er. Kürzlich erschien die Baupublikation schliesslich im «Anzeiger».
Keine Einsprachen aus der Bevölkerung
Wie Roy Bachmann vom Regierungsstatthalteramt Emmental erklärt, gingen bis zum Fristablauf keine Einsprachen aus der Bevölkerung ein. Jedoch stünden noch Antworten von Amtsstellen aus. Wie auch immer diese ausfallen: Schütz will für seine Forellen kämpfen: «Ich will meine Fischzucht nicht aufgeben.»
Das nachträgliche Baugesuch werde wie ein reguläres Baugesuch behandelt, sagt Bachmann. Erforderlich sei deshalb beispielsweise eine Ausnahmebewilligung für das Bauen in der Landwirtschaftszone. Zudem sei eine wasserpolizeiliche Zustimmung für den Abfluss nötig.