Es klang verlockend: «Ihren Gewinn werden wir Ihnen auf dieser Ausflugsfahrt aushändigen. Darauf mein Wort.» Mit dem Versprechen ködert die deutsche Firma «Freizeit Touristik» vorwiegend Senioren für Kaffeefahrten. Auch Hanna Baumann (66), Therese Lessert (51) und Theodor Widmer (66) aus Thun BE freuten sich bereits auf eine schöne Überraschung.
«Ich habe zwar nicht wirklich geglaubt, dass ich mit 8000 Franken nach Hause komme. Trotzdem war ich neugierig», sagt Hanna Baumann zu BLICK.
Die «glücklichen Gewinner» sollten um 6.30 Uhr, Mittwochmorgen, an der Haltestelle «Post Lerchenfeld» in Thun sein, stand in der Einladung. Um von dort aus in die bekannteste Schweizer Schoggifabrik chauffiert zu werden. Ein Bus wartet schon vor Ort. «Wir mussten uns einschreiben und dann gings los», erzählt Hanna Baumann.
Der Chauffeur versteht kein Deutsch
Doch Hanna, Therese und Theodor landeten offenbar im falschen Bus. Zwar steht an der Seite «Freizeit Touristik». Doch statt zu einer Schoggi- fährt er zu einer Käsefabrik. «Sofort bat ich den Fahrer anzuhalten und uns rauszulassen», erzählt Hanna Baumann. Doch vergebens. Der Carchauffeur versteht kein Wort Deutsch. Nach etlichen Kilometern hält der Bus plötzlich doch – mitten auf der Schnellstrasse bei der Autobahnausfahrt Steffisburg BE.
«Wir wurden einfach rausgeschmissen, mitten im Nirgendwo. Als wir uns wehren wollten, wurde der Chauffeur auch noch rabiat.» Das Rentner-Trio steht geschockt am Strassenrand und friert. «Ich dachte, was machen wir denn jetzt nur? Hier ist doch nichts ausser Schnee», erinnert sich Hanna Baumann.
In ihrer misslichen Lage versucht die 66-Jährige «Freizeit Touristik» zu erreichen. «Gott sei Dank hatte ich überhaupt ein Handy dabei», sagt Hanna und hustet. Denn zu allem Ärger hat sie sich beim Warten im Schnee auch noch erkältet.
Firma behauptet: «Bus hatte bloss eine Panne»
Doch bei der sauberen Firma meldet sich keiner. Schliesslich rufen die drei ein Taxi. Es dauert eine halbe Stunde, bis es endlich kommt.
BLICK hat mehr Glück bei der deutschen Firma: «Wir hörten schon von dem Vorfall», sagt eine Frau Licht von «Freizeit-Touristik»: «Die drei Leute wurden aber nicht ausgesetzt. Der Bus hatte bloss eine Panne. Und die 8000 Franken waren noch nicht gewonnen. Auf dem Ausflug würde lediglich eine Verlosung um das Geld stattfinden.»
Als BLICK fragt, wo die Firma eigentlich ihren Sitz hat, wird der Hörer aufgeknallt. Mehr als die Postfachadresse auf dem falschen Gewinnschein gibts nicht.
«Wie kann man alte Menschen nur so ausnutzen?», fragt Hanna Baumann enttäuscht. Dann muss sie wieder husten.