Rechtspsychologe erklärt, was Hundehasser antreibt Giftköder zu streuen
«Sie können die Freude der Hundehalter nicht ertragen»

Vermehrt tauchen Meldungen von Hunde-Giftködern auf. Ein Rechtspsychologe erklärt BLICK, was Tierhasser zu solchen Aktionen treibt.
Publiziert: 22.02.2018 um 19:20 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:23 Uhr
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Vorsicht, Hundehalter! Diese mit Metallteilen präparierte Wurst wurde in Büren an der Aare BE gefunden.
Foto: Screenshot Facebook
Marsel Szopinski

In Rohrbach BE hat ein Tierhasser mit Gift und Rasierklingen versetzte Köder ausgelegt und damit drei Hunde getötet. Auch in Büren an der Aare BE wurden mit Nägeln versetzte Präparate gefunden. Die Polizei ermittelt. 

Doch was treibt Tierhasser zu solchen Taten? Rechtspsychologe Hans-Werner Reinfried versucht, ihre Gedankenwelt zu erklären.

BLICK: Herr Reinfried, was sind das für Menschen, die Tiere auf solche Art umbringen?
Hans-Werner
Reinfried: Da gibt es einige Möglichkeiten. In den meisten Fällen handelt es sich um Beziehungsdelikte zwischen Nachbarn, die eskalieren. Zum anderen gibt es auch Menschen, die einfach Tiere hassen. Diese wurden dann meistens von solchen Tieren früher bedroht. Oder haben eine Schmutzphobie und verbinden Tiere mit Dreck. Andere können die Freude nicht ertragen, die Hundebesitzer an ihren Hunden haben.

Aber dass man deswegen gleich Köder mit Rasierklingen legt?
Grundsätzlich braucht es eine Boshaftigkeit und einen Auslöser, der zur Eskalation führt. Vor allen Dingen sind diese Menschen von Wut angetrieben. Generell sind diese Delikte aber nicht hochpathologisch.

Hans-Werner Reinfried ist Rechtspsychologe und Gerichtsgutachter.

Im Fall von Rohrbach könnte es sich um einen Nachbarschaftskonflikt handeln. Was zeichnet solche Menschen aus?
Solche Leute haben meistens den ganzen Tag nichts zu tun, ärgern sich über alles — zum Beispiel über Hunde. Sie haben keinen Kontakt zu den Nachbarn, also ist kein Dialog möglich. Mit ihrem Leben sind sie sowieso nicht zufrieden. Das führt dann dazu, dass sie Bäume ihrer Nachbarn vergiften oder solche Wurstköder aussetzen.

Solche Köder könnten immerhin auch Kinder verletzen. Nehmen diese Täter auch das in Kauf?
Naja, das ist schon eine Stufe höher. Das ist dann hochpathologisch. Menschen haben einen anderen Bezug zu Tieren als zu anderen Menschen. Deshalb fällt es leichter, ein Tier zu verletzen als ein Kind.

Und was sind potenzielle Auslöser, die dazu führen?
Zum einen muss man anmerken, dass es fahrlässige Hundebesitzer gibt, die alles erlauben. Sie lassen ihren Hund überall spielen oder wahlweise im Garten des Nachbarn ihr Geschäft verrichten. Somit schaffen die Hundehalter solche Konflikte mit ihren Mitmenschen. Auf der anderen Seite haben die Täter natürlich eine andere Beziehung zum Hund. Sie sehen ihn mehr als Gegenstand. Das Tier kann man beiseiteschaffen und dann hat man Ruhe. Das ist einfach eine andere Gewichtung von Werten und Moral.

Sind solche Menschen zu schlimmeren Straftaten fähig?
Sie reagieren impulsiver als andere. Somit ziehen sie etwas durch, wo andere sich nur still ärgern.

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