Rätselmord von Riehen vor Gericht
Er verschickte SMS vom Handy des Opfers

Er hatte mehrere falsche Fährten gelegt und wollte den Mord an seinem Arbeitskollegen dessen Ex-Freundin anhängen. Vor Gericht beteuert Ramadan M.* seine Unschuld und verrennt sich dabei in Widersprüche.
Publiziert: 08.09.2014 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:28 Uhr
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Drei Beamte eskortieren den Angeklagten vors Gericht.
Foto: Stefan Bohrer
Von Daniel Riedel und Claudia Mascherin

Der mutmassliche Täter hatte einen Schlüssel zur Wohnung seines Opfers. Auch über eine mögliche Liebesbeziehung der beiden Männer wird spekuliert. Der verheiratete Angeklagte bestreitet dies. Er sei hetero, sagt er heute vor Gericht in Basel.

Am 5. Februar 2012 soll Ramadan M.* (26) seinen Arbeitskollegen Marco D. (†35) in dessen Wohnung in Riehen BS getötet haben. Unbarmherzig und mit grosser Wucht soll der Beschuldigte auf sein Opfer eingeschlagen haben.

Er wollte sein Tötungswerk zu Ende bringen

Laut Anklageschrift soll er ihm mehrmals einen «kantigen Gegenstand» über den Kopf gezogen haben. Marco D. erlitt mehrere Schädelbrüche, die unweigerlich zu seinem Tod geführt hätten. Trotzdem liess sein Mörder nicht von ihm ab. Er wollte sein Tötungswerk zu Ende bringen, heisst es in der Anklageschrift. Mit einem Messer stach er auf den Schwerverletzten ein. Sieben Stichverletzungen an Hals, Brust und im Gesicht.

Die Wohnung verliess der Täter mit mehreren Habseligkeiten seines Opfers. Neben Wertsachen wie Geld, Laptop und Mobiltelefon nahm er Kleidungsstücke, Küchentücher und die Brille von Marco D. mit.

Vor dem Strafgericht in Basel verrennt sich der Angeklagte in Widersprüche. «Ich habe das nicht getan», sagt der 26-Jährige immer wieder. Er räumt zwar ein, die Leiche seines Kollegen gefunden zu haben. Doch die Polizei alarmierte er nicht. «Ich wollte das Ganze nicht wahrhaben», erklärt er sein Verhalten. Die Richterin wirft ihm viele Ungereimtheiten vor.

«Ich war in keinem normalen Zustand»

Doch sein Kopf war klar genug, noch in der Mordnacht mehrere Fährten zu streuen, die zur Ex-Freundin des Opfers hätten führen sollen: eine Notiz mit ihrem Namen und dem Datum der Tat am Schlüsselkasten, ein SMS, das er vom geklauten Mobiltelefon des Opfers an seine eigene Nummer schickte mit den Worten «Alter danke für geld jetz kommt ex».

Im Verlauf des Abends verschickte er weitere SMS vom Mobiltelefon seines toten Freundes. Laut Anklage wollte er «in berechnender Weise» vortäuschen, dass das Opfer noch am Leben sei. «Ich war in keinem normalen Zustand», rechtfertigt M. seine Aktionen.

Wollte er sich ein Alibi verschaffen?

Trotz seines Zustandes fuhr er noch in der Tatnacht nach Sisseln AG und schnitt dort seinem Onkel und dessen Sohn mit ruhiger Hand die Haare. Die Anklage vermutet, dass er sich so ein weiteres Alibi verschaffen wollte.

Ex-Freundin und Arbeitskollegin Emel K.* fand Marco D. tagsdarauf in seiner Wohnung. Im Besitz des Wohnungsschlüssels ging sie bei ihm vorbei, als er nicht bei der Arbeit auftauchte.

Im Schlafzimmer fand sie den 35-Jährigen - tot in einer Blutlache auf seinem Bett, zugedeckt mit Duvet und Kissen.

Der Prozess in Basel ist auf sechs Tage angesetzt.

*Name der Redaktion bekannt

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