Pilotprojekt an der Oberstufe in Frutigen BE
Diese Schüler drucken sich anders aus

12 Schüler einer Oberstufenklasse in Frutigen BE machen sich fit für die digitale Zukunft. An einem Swisscom-Pilotkurs arbeiten sie im Unterricht mit 3D-Druckern.
Publiziert: 15.11.2017 um 21:42 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:15 Uhr
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Learning by doing: Lehrer Pablo Hofmann (l., 34) und Swisscom-Medienpädagoge Giorgio Macaluso (52) helfen bei der Gestaltung der Druckvorlagen.
Foto: Peter Gerber
Gabriela Battaglia (Text), Peter Gerber (Fotos)

Montagmorgen, 8.30 Uhr, im Zimmer der Klasse 8c im Oberstufen-Schulhaus in Frutigen BE. Die zwölf Schüler von Lehrer Pablo Hofmann (34) sind wie aufgekratzt. Draussen schneit es zum ersten Mal in diesem Winter. Auch drinnen gibt es heute eine Premiere: Swisscom-Medienpädagoge Giorgio Macaluso (52) gibt einen 3D-Drucker-Pilotkurs. Der Telekom-Riese führt seit 2008 jedes Jahr an über 1000 Schulen Medienkompetenzkurse durch. In Zeiten der Digitalsierung kommen jetzt neu die Kurse «Robotik und 3D-Drucker» hinzu.

Wie Guetsli backen

«Es geht darum, den Schülern etwas den Horizont aufzumachen. Mädchen sind da fast besser als Buben», sagt Macaluso. Der Experte erklärt den Schülern, was ein 3D-Drucker alles kann: «Es ist, wie wenn ihr Guetsli backt. Ihr entwerft die Form, und der Drucker druckt sie dann aus.»

Die industriellen 3D-Drucker kosten heute noch so viel wie ein Haus. Die sechs Mädchen und sechs Buben hören aufmerksam zu. Auf die Frage: «Wie wird man im Jahr 2035 drucken?» Folgt die Antwort: «Siri wird drucken». Nächste Frage: «Was wird sich in meinem Beruf in Zukunft ändern?» Eine Schülerin, die Krankenschwester werden will, schreibt: «Der Roboter wird das Zmorge bringen.»

Nach dem Intro packt der Swisscom-Experte zwei 3D-Drucker aus. «Die Düse ist 210 Grad heiss, die Platte 60 Grad. Also bitte nicht berühren.» Die Schüler schauen gebannt: «Ein 3D-Druck braucht Zeit. Man muss Geduld haben.»

Computer-Programm hilft bei der Gestaltung

Jetzt legen die Schüler Hand an. Mit einem speziellen Computer-Programm designen sie ihre eigenen Teile. Macaluso zeigt zur Motivation einen 3D-Elefanten aus Plastik, der bewegliche Beine hat: «Wenn ihr so etwas zustande bringt, zahle ich euch den Znacht.»

Die Schüler arbeiten konzentriert – erst vor einer Woche hat ihnen der Kursleiter via Skype das 3D-Computer-Programm «Tinkercad» vorgestellt. Geübt haben sie selber noch nie damit.

Joyce (14) ist schnell Feuer und Flamme: «Es macht Mega-Spass, Formen zu machen und diese dann auszudrucken.» Gabriel (13) hat schon den passenden Berufswunsch, er will mal Carrosseriespengler werden: «Es ist super, dass man die Teile selber entwerfen und dann auch drucken kann.» 

Auch Lehrer Hofmann sieht zum ersten Mal einen 3D-Drucker live im Einsatz. Neben der Technik begeistern ihn seine Schüler: «Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell sie Computer-Sachen verstehen.» Kurz vor 12 Uhr ist der Kurs zu Ende. Die beiden Drucker bleiben noch eine Woche im Klassenzimmer – die Schüler in Frutigen werden ihre neuen Klassenkollegen danach wohl nur ungern weiterziehen lassen.

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