Vom stolzen Gut der Familie Balsiger in Höfen bei Thun BE stehen nur noch die Grundmauern. Ein Feuer hat alles vernichtet. «Ich habe nur noch die Kleider, die ich trage und mein altes Handy. Der Rest ist weg», sagt Besitzer Peter Balsiger (56).
Am letzten Samstag bläst Starkwind, der berüchtigte Stockhörndler, ein böiger Fallwind, der von Süden her über das Stockhorn rauscht. Es ist denn auch beim Nachbarn südlich des Balsiger-Hofs, wo um 19 Uhr eine kleine Scheune Feuer fängt.
«Mein Mieter sah das Feuer beim Nachbarn», sagt Balsiger. «Ich sass vor dem Fernseher, dann zog ich mir Arbeitshosen an. Und eilte zum Brand.»
Als der Bauer beim 150 Meter entfernten Hof ankommt, steht dort die Scheune in Vollbrand. Die Bewohner des Hauses sind nicht zu Hause. Balsiger: «Ich liess als Erstes die Pferde frei, da kam auch schon die Feuerwehr.»
Ein Wasservorhang verhindert, dass das Feuer auf das wenige Meter entfernte Wohnhaus übergreift. Als schon fast keine Flammen mehr zu sehen sind, lodert plötzlich ein alter, vertrockneter Baum neben dem Bauernhaus auf. «Von dort flogen faustgrosse Funken mehrere Hundert Meter weit», sagt Nachbar Hans-Ruedi Marmet (75). «Es sah aus, wie ein goldener Regenbogen.»
Bloss befindet sich an dessen Ende Balsigers Hof. Und der fängt Feuer. «Ein Feuerwehrmann sah, dass mein Haus brannte», sagt Peter Balsiger. «Wir verschoben uns blitzartig zum neuen Brandherd.» 140 Mann sind im Einsatz. Trotzdem ist der Hof nicht zu retten. Balsiger kann 42 Kühe in Sicherheit bringen, fünf schaffen es nicht mehr aus dem Stall. Der Hof steht in Vollbrand. Es herrscht eine unglaubliche Hitze. Mehrere Helfer und Nachbarn müssen mit Rauchvergiftungen ins Spital. Frau und Sohn von Peter Balsiger erleiden einen Nervenzusammenbruch.
Der Hof der Familie brannte bereits 1926 nieder – und wurde wieder aufgebaut. 90 Jahre später steht Balsiger nun vor der gleichen Aufgabe. Er gibt sich kämpferisch: «Wir haben alles verloren, jetzt müssen wir vorwärts schauen.»
Freunde und Bekannte helfen in der Not. In einer nahen Wohnung findet die Familie ein Obdach. Die umliegenden Bauern nehmen die Kühe bei sich auf, bis sie im Frühling auf die Alp kommen. «Wenn sie im September zurückkehren», sagt Peter Balsiger, «soll der Hof wieder stehen.»