Nach zwei Jahren plötzlich ein Hit
Der neueste Internet-Hype «chunnt vo Brügg»

Zwei Jahre ist es her, dass eine Brügger Schulklasse einen Projektwochen-Clip machte. Und plötzlich ist das Filmchen hip: Der Song kommt im Radio und das Video wird in Facebook geteilt.
Publiziert: 29.01.2014 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:26 Uhr
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Von Thomas Rickenbach

Am Montag lief der Song der Achtklässler aus Brügg bei Biel sogar im Ostschweizer Radio FM1. Eine Schulklassse singt und rappt in einem Projektwochen-Clip «I chume vo Brügg, i chume vo Brügg». Basis ist der Song «Coming Home» von Diddy alias Puff Daddy.

Vor wenigen Tagen lief das Youtube-Video dazu auf dem Jugend-TV-Sender «joiz».  Besonders auf Facebook wird der Film diskutiert und geteilt: Die Kommentare sind grösstenteils positiv, teils auch zynisch.

«Es freut mich natürlich»

Nur an einem Ort hat man von diesem Hype noch nicht viel mitgekriegt: in Brügg selbst. Gemeindepräsident Charles Krähenbühl kennt das Video gut, denn es ist bereits zwei Jahre alt: «Ich habe es sogar schon einmal an einer Gemeindeversammlung abgespielt. Etwas laut, trotzdem gab es keine Reklamationen.»

Von den Beiträgen in den Medien erfährt er erst vom Blick am Abend. «Es freut mich natürlich, wenn der Clip den Namen unseres Ortes hinausträgt.»

Die Kids haben die Schule seither verlassen

Der ehemalige Spitzenfechter Basil Hoffmann war Klassenlehrer der Kids. In den letzten zwei Jahren haben sie die Realschule allesamt verlassen. Hoffmann sagt: «Ich bin stolz auf meine Schüler.»

Gemacht sei der Clip in einer Projektwoche zum 750-Jahr-Jubiläum von Brügg geworden. «Alle Klassen sollten etwas rund um dieses Jubiläum produzieren. Ich entschied mich sofort dafür, ein Musikvideo machen zu wollen.» Schon vor der Projektwoche übte die Klasse den damaligen Hit «Coming Home» bei Musiklehrerin Vreni Ziegelmüller.

Fabian Kauter half beim Texten

Später kam Hoffmanns Fecht-Freund Fabian Kauter in die Klasse. Kauter ist auch als Rapper Yuri tätig. Er zeigte den Kids, wie er rhymt, die Schüler schrieben danach über die Vorlage einen Text: «I chume vo Brügg, i chume vo Brügg, chume immer wieder zrügg.» Das Video wurde an zig Schauplätzen in Brügg gedreht - am Kanal, am Bahnhof, in den Schulhäusern - und schliesslich in Kleinarbeit zusammengeschnitten.

Das Video landete auf Youtube, wurde aber zwischenzeitlich wieder zurückgezogen. Anfang Jahr lud ein User namens «BrüggBE» den Clip wieder hoch, und er schlug ein. Wer «BrüggBE» ist, weiss Lehrer Hoffmann auch nicht. Der Vermerk «Alle beleidigendi kommentär werde glöscht» lässt darauf schliessen, dass es ein ehemaliger Schüler sein dürfte.

«Das zeigt, wie das Internet funktioniert»

Ebenso schwierig ist für Hoffmann zu erklären, warum der Song nach zwei Jahren plötzlich zum Hype wird: «Aber das zeigt, wie das Internet funktioniert. Dort geht ein Inhalt nie ganz verloren.» Ähnliches passierte in den letzten Wochen mit dem Poetry-Slam-Auftritt der Deutschen Julia Engelmann. Über ein halbes Jahr nach ihrem Auftritt machte «One day, baby, we'll be old» Schlagzeilen.

Eine zusätzliche Erklärung hat Hoffmann aber: «Es ist halt ein Ohrwurm. Noch heute bleibt er mir im Kopf, wenn ich dran denke.»

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