Die Flammen loderten am späten Montagabend bedrohlich über den Dächern der Solothurner Altstadt. Meterhoch schossen sie in den Nachthimmel. Auch heute Dienstag hing der beissende Rauchgeruch noch in den umliegenden Gassen.
Der Dachstockbrand im Alters- und Pflegeheim Thüringenhaus hat die Feuerwehren der Region stark gefordert. «Ich habe noch nicht geschlafen», sagte Kommandant Boris Anderegg (43) am Dienstagmittag zu Blick. Noch immer werden letzte Glutnester gelöscht. «Wir werden heute Abend sehen müssen, ob bis dahin alles gelöscht ist, und dann wird eine Brandwache eingerichtet.»
Gut koordinierte Evakuierung
Die Bewohner des Altersheims hatten viel Glück im Unglück: Der Feueralarm ging rechtzeitig los. 25 Personen konnten in Sicherheit gebracht werden. Wer gut zu Fuss war, konnte vom Pflegepersonal rausgebracht werden, manche wurden von der Sanität auch im Rollstuhl rausgeschoben. Sie alle kamen mit dem Schrecken davon.
Für genau diesen Ernstfall sei man vorbereitet gewesen, erklärt Bürgergemeindepräsident Sergio Wyniger (60). «Die Evakuierung lief sehr ruhig und gesittet ab. Das wurde schliesslich auch schon geübt», sagt er. Sieben Heimbewohner und zwei Feuerwehrleute mussten wegen Verdachts auf Rauchgasvergiftung ins Spital, die meisten konnten es jedoch bereits wieder verlassen. Die anderen Bewohner wurden am Montagabend zu einem Sammelplatz gebracht.
Bewohner haben neue Zimmer in anderen Heimen erhalten
Doch die Heimbewohner haben ihre Zimmer verloren – die drei Gebäude sind nicht mehr bewohnbar. «Sie wurden noch gestern Abend auf umliegende Altersheime verteilt», erklärt Wyniger. «Es hat im Moment genügend leere Plätze in der Region – wegen der Corona-Pandemie. Das ist uns jetzt halt zugute gekommen.»
Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist unklar. Spezialisten der Kantonspolizei Solothurn haben entsprechende Ermittlungen aufgenommen. Bei den Bewohnern Solothurns dürften böse Erinnerungen wach geworden sein: Im November 2018 starben beim Brand einer Wohnung sieben Personen. Ausgelöst wurde er damals von einer Frau, die im Bett geraucht hatte.