Mord an Metzgermeister Lüdi
Samir T. (29) salutierte beim Urteil

Metzgermeister Willi Lüdi wird in seinem Bett in Roggwil BE ermordet. Acht Jahre danach wandert auch der zweite Täter hinter Gitter.
Publiziert: 21.06.2011 um 13:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:14 Uhr
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Von Kathia Baltisberger und Roman Neumann

Das Gericht in Aarwangen hat sein Urteil gesprochen. Es verurteilte den Serben Samir T.* (29) zu 15 Jahren Haft. Das Gericht sprach ihn schuldig wegen Mord, Raub, Diebstahl, Ausweisfälschung und Zuwiderhandlung gegen das Ausländergesetz.

Samir T. nahm das Urteil mit ausdrucksloser Miene entgegen. Nachdem der Richter mit seiner Urteilsbegründung schloss, salutierte der 29-Jährige im Sitzen, sagte: «Vielen Dank.»

So begründete der Richter das Urteil: Samirs Aussagen seien unglaubwürdig. Zudem setzten sich die Indizien zu einem dichten Mosaik zusammen. Deshalb sei das Urteil rechtmässig und begründet. Wer schliesslich Metzgermeister Lüdi umbrachte, sei nicht mehr rekonstruierbar. Das Gericht geht davon aus, dass beide Täter auf das Opfer eingewirkt hätten. Als sie den schwer verletzten Mann zurückliessen, hätten sie seinen Tod in Kauf genommen.

Erleichterung bei Angehörigen

Nach dem Urteil sagt der Sohn von Metzgermeister Lüdi zu BLICK: «Erleichterung pur!» Der Verteidiger kündigte jedoch an, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Mit dem Schuldspruch folgte das Gericht den Forderungen des Staatsanwalts. Der Verteidiger hatte einen Freispruch wegen nicht ausreichender Beweise verlangt.

Geständnis zurückgezogen

Bei seiner Verhaftung hatte Samir noch ein Teilgeständnis abgelegt – dieses dann aber wiederrufen. Er sei nur der Chauffeur gewesen, habe Mittäter Bashkim G.* nur zum Haus von Metzgermeister Willi Lüdi (79) gefahren. Trotzdem sah es das Gericht als erwiesen an, dass Samir mit am Tatort gewesen war.

Mittäter Bashkim ist bereits zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er belastet Samir T. schwer: «Ich habe gesehen, dass er beim Mann im Bett war, ihm mit einer Hand den Mund zuhielt und sein Knie auf dessen Oberkörper drückte», sagte er vor Gericht.

Wer schliesslich dem Metzgermeister die Hände hinter dem Rücken fesselte und wer ihm Klebeband um den Kopf wickelte – daran will sich Bashkim nicht mehr erinnern können.

Mit Leiter ins Haus eingestiegen

In einer Augustnacht 2003 wurde der pensionierte Metzgermeister Willi Lüdi (79) in seiner Wohnung über der ehemaligen Metzgerei grausam umgebracht. Schlafzimmerräuber waren über eine Holzleiter ins offene Fenster eingestiegen. Sie quälten den alten Mann, schlugen ihm den Brustkorb ein, fesselten ihn.

Die Räuber liessen den schwer verletzten Metzger liegen, er erstickte qualvoll. Sie räumten seinen Tresor aus: Schmuck, Goldvreneli und 700 Franken. Mit der Beute verschwanden sie. (num)

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