Papagei Tobi, der 25 Jahre lang im Wartezimmer einer Arztpraxis in Thun lebte, ist tot. Der Vogel hatte seit Tagen das Essen verweigert und war deswegen bei einem Tierarzt in Behandlung.
Besitzer Max Brönnimann sagt: «Trotz aller Versuche, ihn wieder aufzupäppeln, ist Tobi gestern Nacht gestorben. Ich bin untröstlich. Er war 30 Jahre lang mein Lebensbegleiter.»
Ein grösserer Käfig und ein Gspänli
Das kantonale Veterinäramt hatte bereits 2011 von Brönnimann gefordert, den Papagei in einem grösseren Käfig zu halten und ihm ein Gspänli zu geben, wie es im 2008 überarbeiteten Schweizer Tiergesetz festgehalten ist.
Obwohl Tobi schon 20 Jahre in der Praxis gelebt hatte, als das Gesetz geändert wurde, galten die Vorschriften auch für dessen Haltung. Als Brönnimann den Forderungen nicht nachkam, machten die Behörden Druck: Er musste das Tier aus dem Wartezimmer nehmen.
Umstellung nicht vertragen
Der Arzt nahm den Vogel nach Hause, bestellte zuvor bei einem Volieren-Bauer noch einen grösseren Käfig. Doch danach gings rasend schnell: Tobi vertrug diese radikale Umstellung nicht. Das sensible Tier verweigerte das Essen und magerte ab.
Max Brönnimann sieht keine Schuld bei sich. «Tobi war vorher 30 Jahre lang bei bester Gesundheit.» Er habe das Tier jeden Abend rausgenommen und in der Praxis umherfliegen lassen. «Er hat immer darauf gewartet. Es war das Highlight seines Tages», sagt er.
Anzeige gegen den Besitzer
Auch die Patienten hätten sich mit dem Vogel beschäftigt, manche seien sogar früher zu ihren Terminen erschienen, nur, um Zeit mit Tobi zu verbringen. Einige hätten sogar eine Petition unterschrieben, damit der Vogel in der Praxis bleiben darf: «Dieser Kontakt war zehnmal wichtiger als dieses bisschen Fläche, die ihn nicht unbedingt glücklicher gemacht hätte», ist Brönnimann überzeugt. Das sah das Veterinäramt anders und argumentierte, dass Papageien in der Natur jeden Tag etliche Kilometer zurücklegen würden.
«Der Tod von Tobi widerspricht der Aufgabe des Amtes. Nämlich dem des Tierschutzes», sagt Brönnimann. Er überlegt, Massnahmen einzuleiten, damit solche Fälle in Zukunft vermieden werden können.
Nicht alle aber sind Brönnimanns Meinung: Tierschützer schieben ihm die Schuld an Tobis Tod zu und haben nach eigenen Angaben Strafanzeige eingereicht.