«Es verfolgt mich bis heute in den Träumen»
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Melanie Z. (38):«Es verfolgt mich bis heute in den Träumen»

Kaum ist der Schuldenberg abbezahlt, brannte ihr Haus ab
Die grösste Pechvogel-Familie der Schweiz!

Familie Z. aus Wynau BE hat in den letzten Jahren einen geerbten Schuldenberg mühsam abbezahlt. Kaum war das geschafft, schlug das Pech wieder zu. Mit voller Härte. Wieder steht die Familie vor dem Nichts.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Das Ehepaar Z. sagt zu Blick: «Wir geben nicht auf!» Auch wenn sie in den letzten Jahren viel Pech hatten.
Foto: Qendresa Llugiqi

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Qendresa LlugiqiReporterin News

Das Schicksal meint es nicht gut mit der Familie Z. aus Wynau BE. Es scheint, als ob es Martin (41) und Melanie Z. (38) gerne Prüfungen auferlegt – solche, die es in sich haben. Zum Beispiel einen unverschuldeten Schuldenberg.

Kaum scheint sich ihr Leben wieder in geordneten Bahnen zu bewegen, auch dank der Hilfe von Blick, kracht es wieder. Die Z.s sind Familie Pechvogel. Haben sie etwas Glück, verwandelt sich dieses schnell wieder in Schutt und Asche. 

Pfeifende Rauchmelder, helles Licht sowie Flammen – und plötzlich hat Familie Z.* kein Zuhause mehr: Die Überwachungskamera in der Küche hat festgehalten, wie in der Nacht auf Freitag, 18. Juli, in der benachbarten Scheune am Kirchweg in Wynau BE ein Feuer ausbrach. Dieses griff rasch auf das Mehrfamilienhaus über, in dem das Paar mit den beiden Kindern wohnte. Melanie Z. sagt zu Blick: «Das Ganze war so surreal! Zum Glück haben wir es alle unbeschadet überstanden.»

Die geerbten Schulden

Vor gut 15 Jahren hatte die Familie schon einmal grosses Pech. Als sein Papi starb, beglich Vater Martin Z. Rechnungen von dessen Einzelfirma. Was er nicht wusste: Dadurch nahm er automatisch das Erbe seines Vaters an. Dieses bestand aus einem gewaltigen Schuldenberg – gut eine Million Franken. Es folgten 13 Jahre am Existenzminimum, regelmässig flatterten über Jahre hinweg Betreibungen ins Haus.

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Das Ehepaar sagt zu Blick: «Wir geben nicht auf!» Auch wenn sie in den letzten Jahren viel Pech hatten.
Foto: Qendresa Llugiqi

Dann forderte das Betreibungsamt auch noch Geld zurück, das die beiden zuvor versehentlich zurückerstattet bekommen hatten. Einmal mehr hatten sie Pech.

Dank der Hilfe von zahlreichen Blick-Leserinnen und -Lesern gab es für Familie Z. schliesslich einen Silberstreifen am Horizont: Über 40’000 Franken kamen auf Gofundme zusammen. Durch die Spenden war die Familie per Ende Dezember 2024 nach eigener Aussage betreibungsfrei. Melanie Z. sagt: «Seit wenigen Monaten konnten wir aufatmen, unser Leben wieder etwas geniessen und auch mal ans Sparen denken.»

Rauchmelder piepsen los

Doch kaum waren die Betreibungen weg, schlug das Pech wieder zu. In Form des Feuers. Dieses brach laut der Kantonspolizei Bern kurz nach 3 Uhr aus. Das geht auch aus den Aufnahmen der Überwachungskamera aus der Küche der Familie Z. hervor. Das Paar war glücklicherweise noch wach. Melanie Z. erklärt: «Wir hatten noch Dringendes im Büro zu erledigen und wollten demnächst ins Bett.» Was Martin Z. heute noch erstaunt: «Ich war kurz davor noch auf der Toilette. Und vom Fenster im Gang sieht man direkt auf die betroffene Scheune. Doch ich habe weder etwas gerochen noch etwas gesehen.»

Als wenige Minuten darauf mehrere Rauchmelder losgingen, ging der Vater nachschauen. «Plötzlich schrie mein Mann: Es brennt!», erinnert sich Melanie Z. Geistesgegenwärtig rannte die Mutter ins obere Stockwerk: «Ich habe unseren Junior aus dem Bett geholt. Der Rauch dehnte sich bereits überall aus.» Nachdenklich sagt sie: «Drei, vier Minuten später, und ich wäre wohl nicht mehr zu unserem Sohn gekommen.» Die Tochter der Familie war zum Glück in den Ferien.

Nachbarn gerettet

Schnell reagierte das Paar und weckte zusammen mit anderen Nachbarn auch die jungen Nachbarn, die im Dachgeschoss wohnten. Martin Z. sagt: «Sie waren im Tiefschlaf, wir mussten extrem an der Tür hämmern, um sie zu wecken. Zum Glück haben es auch sie rechtzeitig nach draussen geschafft.»

Zwar war die Feuerwehr rasch vor Ort. Doch: «Sie konnte nicht mehr viel tun», sagt Melanie Z. «Zwar hatte ich bis zuletzt die Hoffnung, dass wir vielleicht noch glimpflich davonkommen. Aber das Haus bestand aus viel Holz, weshalb sich das Feuer wohl rasch ausbreiten konnte.»

Dank an alle Helfer

In den Flammen verlor Familie Z. ihr gesamtes Hab und Gut. Trotzdem findet das Paar: «Wir geben nicht auf! Das meiste lässt sich ersetzen. Es trifft uns aber schon, dass auch Stücke zerstört worden sind, die man nicht so einfach zurückholen kann.» Etwa Fotos von Martin Z.s verstorbenen Eltern, das Plüschtier von Melanie Z.s verstorbener Gotte und das Hochzeitskleid.

Zwar steht das Paar jetzt wieder vor neuen Herausforderungen. Doch die muss es nicht alleine angehen. Mit Tränen in den Augen sagt Melanie Z. dankbar: «Uns wurde sofort geholfen – von der ersten Sekunde an. Wir danken allen Helfern – unseren Nachbarn, den Wynauern, der Feuerwehr, dem Care-Team, der Gemeinde, einfach allen! So viele waren für uns in den dunklen Stunden da.»

Für die betroffene Familie wird seither rege gespendet. Martin Z. hat eine Gofundme-Kampagne gegründet, die auch auf der Website der Gemeinde Wynau geteilt wurde. Es sind bereits rund 14’000 Franken zusammengekommen. «Ich kann einfach nur tausendmal Danke sagen.» Die Familie ist inzwischen in einer neuen Wohnung untergekommen.

* Name bekannt 

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