Imker Rudolf Studer aus Niederscherli BE verliert im Gefecht sechs Völker
Der grosse Bienen-Krieg

Viele von Rudolf Studers Bienen leben nicht mehr. Ein Wanderimker hatte 300 Meter daneben ein fremdes Volk angesiedelt, das alles Futter wegfrass.
Publiziert: 25.02.2014 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:36 Uhr
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Rudolf Studer zeigt die verrotteten Waben.
Foto: Peter Gerber
Von Daniel Riedel

Seit mehr als 55 Jahren widmet sich Rudolf Studer (75) aus Niederscherli BE seiner Leidenschaft: der Imkerei. In seinem Bienenstock im Köniztal lebten 16 Landrassen-Völker. «Eine wunderbare Population», sagt der pensionierte Physiker. Fleissig bestäubten die Immen Bäume und Blumen in der Umgebung und lieferten feinen Honig.

Im letzten Frühling der Schock: Der Bestand war brutal dezimiert, sechs Völker lagen eines Morgens tot auf dem Boden seines Bienenstandes. Für den Hobbyimker war schnell klar, wer daran schuld war. Nur 300 Meter neben seinen Völkern hatte ein Wander­imker auf dem angrenzenden Bauernhof seine Bienenstände, sogenannte Beuten, aufgestellt. «Darin waren die schlimmsten Bastarde. Sie müssen meine Bienen ausgeraubt und alles Futter gestohlen haben», sagt Studer. «Meine Bienen sind elend verhungert.» Der Abstand sei zu gering gewesen, sagt Studer und verweist auf Richtlinien: «Ein fremdes Volk muss mindestens 500 Meter entfernt sein. Greenpeace empfiehlt sogar einen Kilometer. Leider sind das nur Gebote, keine Gesetze.»

Der Bienentod trifft Studer auch finanziell: «Die Schweizer Bienenpopulation nimmt stetig ab. Sechs gesunde Völker kosten über 2000 Franken.»

Der beschuldigte Wander­imker Daniel Haldi (42) aus Riggisberg BE kann die Aufregung nicht verstehen. Er vermutet, dass Studer seine Bienen zu früh aus dem Winterschlaf holte. «Er muss sie mit Zuckerwasser angefüttert haben, das ist in der frühen Jahreszeit untersagt. Klar, dass meine Bienen davon angelockt wurden. Ich kann ja schliesslich keine Mauer um die Beuten bauen.»

Der Wanderimker will trotz des Standortstreits bleiben: «Ich habe über 100 Populationen, da wird der Platz schnell knapp, und irgendwo müssen sie ja hin.»

Imker Studer versteht nicht, warum Haldi die Bienen nicht woanders unterbringt: «Zwischen seinem Wohnort und dem Köniztal gibt es viele andere Plätze.» Der Physiker sorgt sich: «Allein die Vorstellung, dass meine Königinnen nun auf dem Hochzeitsflug von Bastarden begattet werden, ist ein Graus.»

Als Ex-FDP-Grossrat brütet Studer nun über einer gesetzlichen Lösung für verbindliche Abstandswerte. Kampflustig sagt der Hobbyimker: «Solange meine Bienen bewusst von dritter Seite beeinträchtigt werden, werde ich alles für sie tun.»

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