Im Schlossmuseum Jegenstorf im Kanton Bern hat ein Schürzenjäger sein Unwesen getrieben. Das berichtet die «Berner Zeitung». «Unserem ‹Dienstmädchen› wurde in den letzten Tagen die Schürze geklaut. Unglaublich, wer macht so etwas?», schreibt Museumsleiterin Murielle Schlup (45) auf Facebook.
Beim Kleidungsstück handelt es sich um eine rund 100 Jahre alte weisse Leinenschürze mit Spitzenbesatz. «Sie war richtig hübsch», sagt Schlup zu BLICK.
«Reich wird man damit nicht»
«Es war keine spontane Aktion. Jemand wollte diese Schürze. Der Dieb musste ja da stehen bleiben und die Schürze eine Zeit lang abmachen. Dabei nahm er das Risiko in Kauf, gesehen zu werden», sagt die Museumsleiterin.
Eine Erklärung für die Tat habe sie nicht. «Reich wird er damit nicht. Keiner kauft die ihm für grosses Geld ab. Die Schürze hat vor allem einen emotionalen Wert, sie ist ein Original. Die kann man nirgends mehr so kaufen. Wenn sie aber einen besonderen Seltenheitswert hätte, wäre sie hinter einer Vitrine», sagt sie. «Was mich besonders traurig stimmt, ist, dass jemand ein ‹Dienstmädchen› beklaut. Sozusagen von den Armen nimmt. Das ist doppelt dreist.»
Nicht der erste Diebstahl
Zur Tat kam es zwischen dem 21. und dem 23. Juni. Vergangenen Mittwoch wurde das Fehlen der Schürze bemerkt.
Es sei nicht das erste Mal, dass aus der Dienstpersonal-Ecke Museumseigentum wegkam. So wurden bereits ein antikes Milchkänneli, ein Seifenbehälter und ein einfacher Kerzenstock entwendet, erinnert sie sich.
«Es geht einem schon sehr nah, wenn aus dem Museum etwas gestohlen wird», sagt Schlup, die seit elf Jahren im Schloss arbeitet. Sie fragt sich, ob in beiden Fällen die gleiche Täterschaft am Werk war. «Es ist schon sehr verdächtig. Und ich bin auch ratlos, was die Person damit macht. Will der Dieb zu Hause in der Schürze kochen und die Milch aus dem alten Alu-Känneli einschenken? Da das alles sehr schlichte Sachen sind, glaube ich nicht, dass es ein wahrer Kunstkenner ist», sagt Schlup.
Museum will Anzeige erstatten
Keine der Sachen ist bisher aufgetaucht. «Ich mache mir Hoffnungen, dass die Schürze trotzdem noch zurückkommt. Vielleicht bekommt der Dieb ein schlechtes Gewissen und legt sie uns vor die Tür. Das wäre schön.»
Die Museumsleitung überlegt sich, eine Anzeige zu erstatten und auch Überwachungskameras zu installieren.
In der Zwischenzeit bekommt das Dienstmeitschi ein Ersatzschürzli. «Eine unserer freiwilligen Mitarbeiterinnen wird mithilfe der Vorlage eine Schürze per Hand anfertigen. Damit diese dann nicht auch noch wegkommt, werden wir sie wohl am Kleid annähen müssen.»