Höhenretter Edi Spicher (46)
«Bleiben Sie bei mir, ich habe Angst»

Höhenretter Edi Spicher (46) erzählt, was ihm die abgestürzte Putzfrau Monika (20) tief unten im Schacht gesagt hat.
Publiziert: 01.11.2012 um 20:23 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:25 Uhr
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So musste sich Edi Spicher abseilen, um Monika zu retten.
Foto: Peter Gerber
Von Ralph Donghi

Das ist er! Der Mann, der sich neun Meter in einen Schacht abseilen liess, um Monika J.* (20) zu retten. «Ein spezieller Einsatz», sagt Edi Spicher (46).

Spicher, 23 Jahre bei der Berufsfeuerwehr Bern und 20 Jahre in der Höhenrettungsgruppe, wird für die Rettung in Solothurn aufgeboten. Die Rega fliegt ihn hin. «Ich habe Dutzende aus misslichen Situationen gerettet», sagt der gelernte Lastwagenmech. «Es gibt aber immer wieder Einsätze, wo der Patient nur noch tot geborgen werden kann.»

Putzfrau Monika J. liegt ganz unten im Schacht, in einer Ecke. Mit Bein- und Rückenverletzungen.

«Ich habe kein Gspüri mehr in den Beinen»

Die junge Frau aus Radelfingen BE stürzte ab, als sie den Laubfänger auf dem Lüftungsschacht reinigen wollte. (BLICK berichtete).

«Die Schwierigkeit war, dass der Schacht so eng war, ich allein runter musste.» Auf den ersten Blick sieht Spicher keine Brüche bei Monika J. Sie ist ansprechbar. «Ich habe kein Gspüri mehr in den Beinen», sagt sie.

Wichtig sei, so Spicher, dass man der Verunglückten Schritt für Schritt erkläre, was man nun tut. «Sie war tapfer», sagt Spicher. Er richtet Monika J. vorsichtig auf, legt ihr ein Gstältli an und stützt ihren Rücken mit einem speziellen Tuch, das mit Aluröhrchen versehen ist.

«Sie sagte, dass sie Angst habe und ich bei ihr bleiben soll beim Raufziehen», sagt Spicher. «Deshalb bin ich 15 Zentimeter unter ihr raufgezogen worden. So konnte ich zudem schauen, dass sie auf dem Weg nach oben nirgends anschlägt.» Anderthalb Stunden nach dem Unfall ist Monika J. oben und wird mit dem Helikopter ins Inselspital Bern geflogen.

«Meine Tochter ist ausser Lebensgefahr.»

Spichers Einsatz ist zu Ende. Er und sein Team haben der jungen Frau das Leben gerettet.

Gestern bestätigt die Mutter von Monika J: «Meine Tochter ist ausser Lebensgefahr.» BLICK konnte kurz mit Monika J. am Spitaltelefon sprechen. «Ich bin schon froh, dass ich noch lebe», sagt die 20-Jährige. «Doch es geht mir gar nicht gut.» Wie schlimm sind die Bein- und Rückenverletzungen? «Ich weiss noch nicht, ob ich je wieder laufen kann.» 

* Name der Redaktion bekannt

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