Der Jubel der Projurassier im 7700 Einwohner zählenden Städtchen ist riesig. 51,7 Prozent sagten Oui zu einem Wechsel zum Kanton Jura.
Schon am Morgen versammeln sich die Projurassier auf dem Platz Roland-Béguelin beim Bahnhof. Dort steht beim Restaurant de la Gare bereits eine Rednertribüne, auf der Treppe liegt ein roter Teppich.
Schon am Mittag ist der Platz voll. Auffällig viele Junge sind gekommen. Die Projurassier tragen Weiss-Rot, viele schwingen eine Jura-Fahne. «Es wird ein historischer Tag», sagen alle. «Wir gewinnen heute.»
Die Berntreuen versammeln sich im Forum de l’Arc am südwestlichen Ortsausgang von Moutier. Es sind nur ein paar Dutzend.
Auf dem Platz Roland-Béguelin hingegen treffen immer mehr Projurassier ein. Dutzende steigen aus den Zügen, viele kommen aus dem Kanton Jura. Immer wieder singen die Leute die offizielle Jura-Hymne, die «Rauracienne».
Im Abstimmungslokal in der Mehrzweckhalle schliessen die Urnen punkt zwölf Uhr. 22 Stimmenzähler, zehn Juristen des Bundesamts für Justiz und sieben Beobachter des Bundes sind vor Ort. Jedermann kann ihnen dabei hinter einer Abschrankung zuschauen.
Auf dem Bahnhofplatz steigt die Spannung. Zuerst heisst es, das Resultat werde um 15 Uhr verkündet. Dann soll es um 16 Uhr so weit sein. Die Projurassier harren geduldig unter der sengenden Sonne aus.
Es ist schliesslich 17.22 Uhr, als sich Chantal Mérillat, Präsidentin der autonomistischen Bewegung Moutiers einen Weg durch die Menge zur Rednertribüne bahnt – und der Jubel losgeht. Die ersten Champagnerkorken knallen. Mérillat verkündet: «Wir haben gewonnen!» Die rund 1500 Menschen singen die «Rauracienne». Dann marschiert die jubelnde Menge in einem Umzug zum Rathaus.
Die Proberner am anderen Ortsende gehen durch ein Wechselbad der Gefühle. Sie glauben zuerst an einen Sieg und skandieren «On a gagné, on a gagné!» – «Wir haben gewonnen», bis ein Mann durch die Versammlungshalle läuft und sagt: «Wir haben verloren!»
Die Berntreuen akzeptieren die Niederlage. Die Berner Regierung bedauert den Entscheid.