Das Video dauert knapp 20 Sekunden. Es besteht aus einer einzigen Einstellung und wurde nur mit einer gewöhnlichen Handykamera aufgenommen. Und doch: Hamez Gashi hat mit einem Clip aus seinem Garten in Biel BE einen riesigen Facebook-Hit geschaffen (BLICK berichtete). Aber der Hype wird dem 39-Jährigen langsam zu viel.
Das Handy von Gashi klingelt fast im Minutentakt. Unter den Anrufern sind Nummern aus den USA, Asien oder der Türkei. «Sogar die britische BBC hat sich bei mir gemeldet», sagt der Bieler zu BLICK. Und sagt lachend: «Auf dem Balkan wurde mir auch ein Auftritt in einer TV-Show angeboten.»
«Ich bin ein gewöhnlicher Vater mit einem Hobby»
Angenommen hat Hamez Gashi keines der ihm unterbreiteten Angebote. Es werde ihm alles zu viel, sagt er zu BLICK. «Ich hätte das alles nie erwartet. Ich bin doch nur ein gewöhnlicher Vater mit einer Familie und einem Hobby.»
Das Hobby von Gashi sind seine geliebten Koi-Karpfen. Für die bis zu 7000 Franken teuren Zuchtfische hatte er in seinem Vorgarten eigenhändig einen transparenten Pool gebaut, in denen mittlerweile 21 Exemplare herumschwimmen. Das Video, das Gashi auf Facebook veröffentlicht hat, zeigt das neue, fast fertige Zuhause seiner Karpfen.
Das war vor einer Woche. «Was seither passiert ist, ist Wahnsinn und lässt sich auch nicht mehr aufhalten», sagt Gashi. Mittlerweile wurde das Video knapp 3 Millionen Mal angeschaut und über 16'000 Mal kommentiert. Gigantische Werte für einen Beitrag eines privaten Facebook-Nutzers aus der Schweiz. Auf der ganzen Welt haben Menschen das Video vom Karpfen-Pool aus Biel angeschaut.
«Was zum Geier schaue ich mir da gerade an?»
Doch welchen Nerv bei den Usern hat Hamez Gashi mit seinem Clip getroffen, dass er so durch die Decke gehen konnte? Roger Hämmerli, Social-Media-Chef bei BLICK, hat sich das Video angeschaut und kommt zum Schluss: Gashi hat unbewusst vieles richtig gemacht. «Der Clip dauert 20 Sekunden. Die Chance ist also gross, dass die Leute den Beitrag bis zum Schluss schauen.» Die Facebook-Algorithmen registrieren, dass es sich also um ein gutes Video handeln muss.
Und auch der simple Inhalt erzeugt eine besondere Wirkung. Hämmerli: «Bei einem erfolgreichen Video erwarten die Menschen meisten herzige Tiere oder einen spektakulären Stunt.» Das sei in diesem Fall anders, weshalb sich der Beitrag von der Masse abhebt. «Wer die ersten Sekunden schaut, denkt sich wohl eher: ‹Was zum Geier schaue ich mir da gerade an?›»
Neues Video kommt bald
Für das Karpfen-Video hat Gashi nicht nur positive Reaktionen erhalten. «Es gibt auch Leute, die mir vorwerfen, ich hätte das nur gemacht, um reich und berühmt zu werden», sagt der Fisch-Liebhaber. Doch ihm gehe es nicht ums Geld, sagt Gashi. Dabei könnte er durchaus Gewinn machen, erklärt Hämmerli: «Wenn er das Video exklusiv weiterverkauft, könnte er dafür bestimmt einen anständigen Preis verlangen.»
Doch der Bieler hat andere Pläne. Er verspricht, bald ein neues Video aus seinem Garten aufzuschalten. Dann nämlich, wenn sein Fisch-Pool fertig und alle Pflanzen rundherum eingesetzt sind. «Das Ziel ist es, in einem Monat alle Arbeiten abgeschlossen zu haben», sagt Gashi. Man darf auf die Reaktionen gespannt sein.