Jedes Schulkind lernt den Grenzverlauf zwischen den Kantonen Bern und Wallis. Die Linie verläuft im Grossen und Ganzen über die Gipfel der Berner Alpen, den Wildstrubel, die Jungfrau, das Finsteraarhorn und den Grimselpass. Der Eiger liegt ganz in Bern, der Aletschgletscher im Wallis.
Doch ganz so einfach, wie wir es in der Schule lernten, ist es offenbar nicht. Heute Morgen meldet die Kantonsregierung in einem Communiqué: «Der Regierungsrat hat die Feststellung der Kantonsgrenze zwischen den Kantonen Bern und Wallis gemäss den Grenzplänen genehmigt.» Zugestimmt haben auch die betroffenen Gemeinden der Kantone.
Am Grimsel ist Verlauf einfach zu definieren
In den Regierungsrat gebracht hat das Thema die Baudirektorin Barbara Egger. Zu ihrer Direktion gehört auch das Amt für Geoinformation, das für die Vermessung des Kantons zuständig ist.
Weshalb war die «Feststellung» (wie es in der Fachsprache heisst) der Grenze überhaupt nötig? Abgesehen von einzelnen Abschnitten, die touristisch oder landwirtschaftlich genutzt werden, war die Grenze nie offiziell festgelegt, heisst es bei der Baudirektion. Am zugänglichen Grimselpass mag der Verlauf einfach zu definieren sein. Aber wo endet ein Kanton in einer Bergregion, in die sich kaum ein Kletterer begibt? Dies wurde jetzt offizialisiert.
Wo ist die Wasserscheide?
Für die Arbeiten waren jedoch keine Sondereinsätzen in den Bergen notwendig. Die Experten arbeiteten mit genauen Luftbildern. Festgelegt war schon immer, dass die Grenze entlang der Wasserscheide verläuft. Es galt also herauszufinden, wo die Wasserscheide genau ist, etwa in Rutschgebieten oder bei rundlichen Felsformationen.
Ob Bern oder das Wallis gewachsen ist, vermögen die Behörden nicht zu sagen. Weil die Vermessung vorher noch nicht so genau war, fehlt auch der Vergleichswert. Sowieso handle es sich nur um Detailänderungen in äusserst bergigem Gebiet. Veränderungen gibt es höchstens im Meter-Bereich.
Das Beispiel der bernisch-walliserischen Grenze zeigt auch, dass die Schweiz im Jahr 2014 noch nicht fertig vermessen ist. Die amtlichen Arbeiten würden allmählich das Gebirge erreichen, heisst es auf der Baudirektion. Das Interesse an klar dokumentierten Grenzen steige deshalb.