Goa-Partys erzürnen Anwohner
Rauschende Drogen-Orgien im Pfadiheim

Ausgerechnet im Pfadiheim in Kehrsatz feiern Goa-Fans ihre Drogenpartys. Die Anwohner sind verärgert. Die Pfadi Bern wusste von nichts.
Publiziert: 28.07.2014 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:35 Uhr
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An einer Goa tanzen die Partygänger zu Psy-Trance die Nacht durch. Wer will, kriegt überall halluzinogene Drogen.
Foto: Céline Trachsel

Es ist die dritte Party dieser Art in Kehrsatz – und Anwohnern wegen des Lärms und der Drogen ein Dorn im Auge, meldet ein Blick.ch-Leser der Redaktion. Ein Journalist möge doch mal einen Augenschein nehmen.

Am Samstagabend spielt im Pfadiheim Kehrsatz sowie im Zelt draussen Psychedelic-Trance-Musik in angenehmer Lautstärke. Die Bässe sind ausserhalb des Areals kaum zu hören. Die ­Polizei zieht nach einem ­Anruf eines Nachbarn unverrichteter Dinge wieder ab.

Drogen-Partynacht bis am nächsten Mittag

Im Pfadiheim haben sich die Hippies von heute versammelt, tanzen, erfreuen sich an der liebevollen Deko, stehen oder sitzen gemütlich beisammen.

Doch Drogen sind allgegenwärtig: Eine total verladene junge Frau torkelt aus dem WC. Männer schwitzen – auch wenn sie nur herumstehen. An der Bar unterhalten sich ein Pillen- und ein Pilze-Dealer über den Effekt der gleichzeitigen Einnahme von Opiaten und Pilzen.

Dank Ecstasy, Speed, MDMA, LSD, Pilzen und vielen weiteren halluzinogenen oder euphorisierenden Drogen tanzen die Partygänger die ganze Nacht durch. Eine kleine Gruppe Goaner sind Sonntagmittag wieder am Bahnhof Bern anzutreffen, auch die Frau vom WC ist dabei – sie kommen direkt von der Party in Kehrsatz. Nüchtern ist keiner mehr.

Ein einziges Hinweisschild

Doch Drogenprävention wird in Kehrsatz vergebens gesucht. «Lass dich nicht erwischen», steht auf einem Schild am Eingang. Es droht ein Hausverbot.

«Manche übertreiben es leider», sagt Organisator Sascha Gerber. Er gibt zu, dass von den rund 200 Gästen «vermutlich keiner» nichts eingeworfen hätte. «Nur die Autofahrer hoffentlich nicht.»

Doch als Organisator könne er nicht für einzelne Gäste die Verantwortung übernehmen. «Drogen sind ein grosses Thema. Das nächste Mal planen wir, einen Präventionsstand aufstellen zu lassen von einer Organisation.»

Pfadi Bern wusste von nichts

Drogen in einem Pfadiheim – wie passt das zusammen? «Bevor wir hier kommerzielle Partys veranstaltet hatten, steckte das ­Pfadiheim in roten Zahlen», so ­Gerber. «Heute wohl nicht mehr.»

Die Kantonale Leitung der Pfadi Bern wusste nichts von den Goa-Partys – das Haus werde von der Stiftung des  jeweiligen Heims vermietet. «Aber Drogenpartys sind sicher nicht in unserem Sinne», sagt Henrik Schoop. Er betont aber: Es handelte sich um einen privaten Anlass und habe nichts mit der Pfadi zu tun.

Friedliches Goa-Volk

Wenigstens sind in Kehrsatz alle freundlich und gut drauf. Wie es sich für echte Hippies gehört, liegt nirgends Abfall herum. Und das auf der Bar vergessene Portemonnaie der Reporterin lag etwas später immer noch dort.

Stören tun die Partygänger in Kehrsatz eigentlich niemanden. Das Goa-Volk bleibt dort unter sich. Doch Pfadiheim bleibt Pfadiheim. (ct)

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