Letzten Sonntag gegen 14 Uhr beginnt der Ärger für die Freiburger Gemeinde Estavayer-le-Lac. Zigeuner lassen sich mit rund 60 Wohnwagen auf einem Feld in der Nähe der Autobahnausfahrt nieder. Die Folge: Ein gigantischer Stau. Sofort bittet die Gemeindepolizei die Kapo um Hilfe.
Doch während die Kantonspolizei dafür sorgt, dass der Verkehr flüssig läuft, hat die Gemeinde ganz andere Sorgen. Die Zigeuner sollen so schnell wie möglich wieder weiterziehen. Und dafür ist Gemeindepräsident Albert Bachmann jedes Mittel recht.
Er informiert die Polizisten, dass sein Sohn Frédéric in wenigen Minuten mit dem Traktor und dem Gülleverteiler anrücken werde. «Die Zigeuner haben bei uns schliesslich nichts verloren», sagt er gegenüber «Le Matin». Sie würden die Einwohner belästigen und das Feld verwüsten.
Vor fünf Jahren schon Gülle gespritzt
Damit der Konflikt nicht eskaliert, behält die Polizei das Geschehen im Auge. Als Frédéric Bachmann tatsächlich beginnt Gülle auf dem Feld, das ihm auch gehört, zu verteilen, versucht sie ihn zur Vernunft zu bringen. Doch der Bauer lässt sich nicht umstimmen und spritzt das stinkende Gemisch bis wenige Meter an die Zigeuner-Wohnwagen heran.
«Das ist das einzige Mittel, dass gegen die Zigeuner hilft», sagt Frédéric. Bereits vor fünf Jahren seien die Fahrenden dort angehalten und sein Vater habe damals ebenfalls zur Gülle gegriffen. Als die Zigeuner aber mit Eisenstangen und Äxten aus den Wohnwagen steigen, fährt Frédéric davon.
Der üble Gestank der Gülle zeigt Erfolg. Die Zigeuner brechen ihre Zelte ab und fahren weiter – einen Kilometer. Dort haben sie einen Landbesitzer gefunden, der sie gewähren lässt. Jedenfalls bis morgen, dann müssen sie weiterziehen.
Kosten höher als Nutzen
Trotzdem ist Albert Bachmann unzufrieden. «Die Polizei müsste eigentlich verhindern, dass sich Zigeuner einfach irgendwo niederlassen können», klagt er. Dem widerspricht aber der Freiburger Polizeisprecher Benoît Dumas. «Um 300 Zigeuner dazu zu bringen weiterzufahren, müssten wir 600 Polizisten aufbieten. Die Kosten für so einen Einsatz sind um ein Vielfaches höher als der Nutzen, der daraus entsteht.
Die Probleme sind im Kanton Freiburg nicht neu. Grund: Im Gegensatz zu anderen Kantonen fehlt in Freiburg ein offizieller Rastplatz für die Fahrenden. (gca)