Schwarze Magie, Fetisch-Puppen, vielleicht gar Menschenopfer? So die Klischees in der westlichen Welt über den Voodoo-Kult, genährt durch den James-Bond-Film «Leben und sterben lassen». Sogar Kinder und Jugendliche wissen über den Kult vermeintlich Bescheid. Es gibt eine Folge der Reihe «Die Drei ???» mit Titel «Im Bann des Voodoo», die Boygroup «5 Seconds of Summer» betitelte einen Song «Voodoo Doll».
An der Berner Universität wird Voodoo ganz wissenschaftlich. Heute beginnt das Seminar des haitianischen Schriftstellers Louis-Philippe Dalembert (52) zum Thema. Am Nachmittag läuft die erste Sitzung. Menschenopfer sind nicht zu erwarten – die gibt es im Voodoo nämlich gar nicht.
«Ein sehr netter Mensch»
Verflucht werde auch keiner der bislang rund zwanzig Seminar-Teilnehmer, kündigt Thomas Philip Nehrlich vom Institut für Germanistik gegenüber «Radio Energy Bern» an. «Ich habe Herrn Dalembert vorgestern kennengelernt. Er ist ein sehr netter Mensch und wird bestimmt keine Flüche aussprechen», meint er lachend.
Im Mittelpunkt soll die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Kult stehen, so Nehrlich. «Anhand von Beispielen aus Literatur und Malerei, aber auch durch landeskundliche und kulturelle Phänomene aus Haiti.» Wo kommt Voodoo her? Und wie sieht der Kult heute aus?
Im Namen von Dürrenmatt
Mit der Teilnehmerzahl ist Nehrlich sehr zufrieden: «Die Studenten interessieren sich. Zugegeben: Es ist ein etwas reisserisches Thema.»
Vermittelt wird es im Rahmen der sogenannten «Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessur» für Weltliteratur, welche Dalembert für ein Semester innehat. Er gilt als einer der führenden Autoren in der Karibik, lebt teils in Haiti und teils in Europa.