«Es ist Sex vor Zwölf»
Bern gehen die Bordelle aus

Weil ein Grossbordell schliessen muss, droht Bern ein Puff mit den Puffs. Jetzt schlagen die Prostituierten selbst Alarm. Sie fordern: Nehmt unser Gewerbe endlich ernst.
Publiziert: 04.12.2012 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:50 Uhr
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Von Roger Baur

Gut 1000 Frauen prostituieren sich in der Stadt Bern. Doch ihnen gehen die Zimmer aus, um diesem Job nachzugehen. Besonders prekär wirds Ende Februar, wenn ein ganzes Haus voller Etablissements schliesst: Der Lagerweg 12 muss auf Geheiss des Bundesgerichts seine roten Lichter löschen (Blick.ch berichtete).

Rund 100 Frauen verlieren so ihren Arbeitsplatz. Darunter auch die Thailänderin Maya, die seit 10 Jahren dort arbeitet.

Dass die Prostitution immer wieder weggedrängt werde, sei ein unerträglicher Zustand. «Ich bezahle AHV, Steuern und verstosse nicht gegen das Gesetz. Darum ist es unfair, dass wir Sexarbeiterinnen keinen Platz in der Gesellschaft bekommen.»

9000 Franken für eine Wohnung

Und dies buchstäblich. Die mangelnden Zimmer treiben nämlich die Preise in die Höhe: 9000 Franken für eine Dreizimmerwohnung als Bordell sind heute der übliche Marktpreis in Bern.

Auch Om (46) schafft heute am Lagerweg an. Und auch für sie steht mit der Schliessung die Existenz auf dem Spiel. «Nach meiner Scheidung war ich zuerst abhängig vom Sozialamt», erzählt die dreifache Mutter. «Doch das wollte ich nicht, darum machte ich mich selbständig mit erotischen Massagen.»

Nicht zurück an den Waldrand

Wo sie diese ab März anbieten soll, weiss auch sie nicht. Matha Wigger, Leiterin der Beratungsstelle Xenia, begleitet Frauen aus dem Rotlichtgewerbe. Sie befürchtet, «dass nun viele in Privatwohnungen arbeiten. Das ist für niemanden befriedigend.»

Sie fordert, dass Bern «dringend Platz für dieses legale Dienstleistungsgewerbe schafft. Und zwar nicht am Waldrand, sondern an gut zugänglichen Orten.» Nur so sei sicher, dass das Gewerbe sauber betrieben werden kann

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