Dritter Flieger gestorben
So kam es zum Wingsuit-Drama im Berner Oberland

Nach dem Tod seiner zwei Kollegen kostete der Wingsuit-Unfall im Lütschental nun auch den dritten Sportler das Leben. Derweil hat ein Experte den Hergang des tragischen Unglücks rekonstruiert.
Publiziert: 03.04.2014 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:11 Uhr
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Brian Drake (†33) ist das dritte Opfer des Wingsuit-Unglücks vergangenen Samstag im Lauterbrunnental.
Foto: Facebook

Als sie den Fallschirm öffnen wollten, war es zu spät. Die drei Wingsuit-Sportler Dan Vicary (†33), Ludovic Woerth (†34) und Brian Drake (†33) schlugen auf der Wiese auf, Vicary und Woerth starben noch auf der Unfallstelle.

Der dritte Wingsuit-Sportler, der US-Amerikaner Drake, überlebte den Unfall vom vergangenen Samstag im Lütschental schwer verletzt. Mit der Rega wurde er ins Spital geflogen. Vier Tage nach dem Unglück erlag gestern Abend nun auch er seinen Verletzungen. Dies teilt die Kantonspolizei Bern heute mit. Offenbar lag er nach dem Absturz im Koma, schreibt die «World Wingsuit League» auf ihrer Facebook-Seite.

«Ich kann nicht schlafen wegen des Unfalls»

Während die Kantonspolizei untersucht, wie es zum Unfall hatte kommen können, hat die Wingsuit-Organisation bereits eine Analyse parat. Der französische Wingsuit-Sportler Vincent Descols hat aufgrund eines Videos den Unfallhergang rekonstruiert.

«Ich kann nicht schlafen wegen dieses Unfalls. Ich fühle mich umso mehr betroffen, als dass ich eigentlich in diesem Helikopter hätte sein sollen», schreibt er. Einen Tag vor dem tödlichen Unfall hatte Descols denselben Sprung absolviert.

Ursprünglich sei geplant gewesen, dass die drei Extremsportler über einem steil abfallenden Gebiet abspringen. Doch seien sie mit dem Helikopter nicht wie eigentlich vorgesehen über eine Bergkette geflogen, sondern hätten über einem Höhenzug mit flachem Terrain darunter gekreist, erklärt Descols. Aus 2750 Metern sprangen die drei Männer schliesslich ab, 1.10 Minuten hätte der Flug dauern sollen.

Fallschirme nicht geöffnet

Um steileres Gebiet zu erreichen, hätten die Wingsuit-Flieger noch versucht, die Richtung zu wechseln. Doch auch dort war das Terrain flach. Anschliessend hätten zwei von den Sportlern drei Sekunden, der dritte zehn Sekunden Zeit gehabt, um den Schirm zu öffnen. Das taten Vicary, Woerth und Drake jedoch nicht. Danach war es zu spät.

«Ich bin so traurig... Klar ist: Ich gebe niemandem die Schuld. Sie waren alle hervorragende Flieger, wie ihnen kann es vielen von uns ergehen», hält  Kollege Descols fest. Niemand wisse, wie man selbst in dieser Situation und unter grossem Zeitdruck reagiert hätte. «Sie waren grossartige Menschen. Und Menschen machen Fehler – alle von uns», schreibt der Wingsuit-Profi. (lha)

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