Die zweite Auktion der Quälhof-Pferde wird zum Marathon
Erst in der dritten Runde war der letzte Gaul weg

Die 36 Alppferde von Skandalzüchter Ulrich K. waren Ladenhüter. Drei Versteigerungsrunden waren gestern nötig, um allen Tieren ein neues Zuhause zu sichern. Damit überhaupt alle Pferde vom Hof gingen, mussten die Thurgauer Behörden die Preise massiv senken.
Publiziert: 12.10.2017 um 07:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:50 Uhr
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Alle Quälhof-Pferde sind verkauft!
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Nach Preisreduktion bei Versteigerung:Alle Quälhof-Pferde sind verkauft!
Marco Latzer

Noch beim Verkauf der Quälhof-Pferde von Ulrich K.* (49) im August wurde das Kompetenzzentrum der Armee in Schönbühl BE von Kaufwilligen überrannt. Gestern, als es um 36 Pferde ging, die der Skandalzüchter vorwiegend auf Alpen im Bündnerland platziert hatte, kamen nur 150 Menschen an diese zweite Versteigerung.

Nach der Euphorie kam die Ernüchterung

Nach der ersten Auktionsrunde hatten 25 von 36 Tieren noch keinen Abnehmer! «Das ist Marktwirtschaft. Beim ersten Verkauf waren so viele Emotionen im Spiel», erklärt Auktionator Henri Spychiger. «Ich konnte damals Käufer sehen, die sich nach den Verlosungen mit Freudentränen in die Arme fielen.»

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Solche Szenen sah man gestern nicht. Denn anders als beim ersten Verkauf gab es nun keine Maximal-, sondern nur gegen oben offene Mindestpreise. Das bestätigt Sylvia Casutt (55), die sich zum Geburtstag für 1000 Franken ein Fohlen ersteigerte. «Die Preise waren hoch angesetzt, zu vielen Pferde gibt es keine Papiere. Das ist für Händler unattraktiv!»

In jeder Runde wurden die Preise gesenkt

In der zweiten Runde werden die Preise der nicht verkauften Tiere zunächst um 500 Franken gesenkt. Trotzdem sind auch danach noch immer sieben Pferde übrig, die erst nach einem weiteren Durchgang (inklusive Preisnachlass) einen Abnehmer finden. Am Schluss werden sie fast verschenkt: Der günstigste Startpreis liegt bei 200 Franken. 

Weil anschliessend doch noch ein wenig geboten wird, lässt sich der grösste Ladenhüter für 600 Franken verscherbeln. Auch das teuerste aller Pferde ist für nur 2100 Franken zu haben. Ulrich Weideli (64), stellvertretender Thurgauer Kantonstierarzt, ist erleichtert. «Die Preise widerspiegeln die Realität. Die Situation vor zwei Monaten war absolut surreal!» Was er meint: Die Tiere waren nicht mehr wert – und man habe sie auch nicht zu Ramschpreisen verkauft. Insgesamt gingen die 36 Pferde für 42'600 Franken weg.

Tierschützer retteten Pferde vor der Schlachtbank

Dass alle Tiere ein Plätzchen gefunden haben, liegt auch an engagierten Tierschützern. Alleine Katharina Steinbeck (54) ergatterte zehn Pferde. Sie will sie mit dem Schweizer Tierschutz STS an würdigen Orten platzieren: «Mir ging es darum, dass sie nicht Händlern in die Hände fallen oder auf der Schlachtbank landen.»

Denn der Thurgau hatte keinen Plan für unverkaufte Pferde parat. Sie mussten einfach weg. Zur Not auch quasi geschenkt. 

*Name der Redaktion bekannt

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