Die Schenkkreis-Morde von Grenchen
Warum Güggeli-Guidos erster Plan schiefging

Guido S. behauptet als Einziger, die Variante «Töten» habe bestanden. Der Staatsanwalt hält seine Aussagen für glaubwürdig.
Publiziert: 11.09.2010 um 01:03 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:20 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Von Karin Baltisberger

Die Ermordung der Familie Dubey am 5. Juni 2009 in Grenchen SO erschütterte die Schweiz. Nach 15 Monaten und dem ersten Urteil gegen den Gehilfen Carsten Schmidt (37, Carsten Schmidt kriegt 2,5 Jahre Knast) bleiben immer noch viele Fragen offen.

Einige Antworten werden wir wohl nie erfahren. «Die Beweislage ist zum Teil sehr schwierig», sagt Staatsanwalt Jan Gutzwiller zu BLICK. «Wir müssen uns auf die Aussagen der Beteiligten stützen. Aber ob sie die Wahrheit sagen, wissen wir nicht.»

Klar scheint, wie das Ganze seinen Anfang nahm. Hammerwerfer Patric Suter (33) und Güggeli-Griller Guido S.* (25) steckten in finanziellen Schwierigkeiten. Sie hatten Schulden bei Ruth S.* (49), einer gemeinsamen Bekannten. Die Pferdesportlerin übte Anfang Jahr Druck auf die beiden aus, damit sie das Geld zurückzahlen.

Suter und Guido S. beschlossen, den Betrag auf kriminelle Weise zu beschaffen. «Sie hatten verschiedene Delikt-Projekte in Planung», erklärt Gutzwiller. «Unter anderem haben sie erfolglos versucht, in einen Volg einzubrechen.»

Die beiden Schuldner besprachen ihr Vorhaben zusammen mit Ruth S. «Guido S. hatte die Idee, bei Margrit Dubey einzubrechen», so der Staatsanwalt. Von Ruth S. wusste Güggeli-Guido, dass die Frau öfters viel Geld aus einem Schenkkreis bei sich zu Hause in Grenchen aufbewahrte. Gutzwiller: «Damals sprach man noch von einem Einbruch und nicht von einem Raub oder gar einer Tötung der Dubeys.»

Ruth S. wollte aber nicht bei Leuten einbrechen, die man kennt. Doch wenige Stunden später änderte sie ihre Meinung. Am 10. Mai traf man sich, um den Plan in seinen Grundzügen festzulegen. «Ruth S. fand, man müsse den Ort zuerst erkunden, und schickte Patric Suter und Guido S. am selben Abend nach Grenchen», so Gutzwiller.

Die beiden Männer stellten fest: Ein Einbruch ist bei den Dubeys, die in einer Attikawohnung eines Blocks leben, praktisch unmöglich. Drahtzieherin Ruth S. dachte sich dann zwei mögliche Tatabläufe aus. Und entschied, dass die Aktion noch einen dritten Mann brauche. Patric Suter fragte deshalb Carsten Schmidt an. Der Deutsche sagte zu.

Plan A war, dass sich Suter vor seiner Bekannten Margrit Dubey nicht zu erkennen geben muss und die Leute ausgeraubt werden können. Plan B sollte zum Einsatz kommen, falls ihn die Dubeys doch identifizieren. Dann sollten alle Zeugen getötet werden.

Ruth S., Patric Suter und Carsten Schmidt bestreiten, dass es einen Plan B gab. Nur Guido S. behauptet, die Variante «Töten» habe immer bestanden. «Ich halte seine Aussagen für glaubwürdiger, da sie in sich stimmig und immer gleichlautend waren», sagt Staatsanwalt Jan Gutzwiller.

Am 14. Mai 2009 kommt es zum ersten Tatversuch, der scheitert. Zwei Wochen später kehren Patric Suter und Guido S. an den Tatort zurück. Sie überfallen und töten Margrit Dubey (†55), ihren MannPierre-André (†60) und Tochter Dania (†35).

*Namen der Redaktion bekannt

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?