Das Hausinnere ist heruntergekommen. Risse in den Holztüren, Löcher im Boden, alte Tapeten. Und doch ist dieses Wohnhaus im Bieler Lindequartier kein gewöhnliches. Geheimfächer, doppelte Böden und ein versteckter Tresor lassen darauf schliessen, dass es eine besondere Geschichte hat.
Hier lebte Peter Kneubühl (67). Der Rentner hielt im September die Polizei neun Tage lang in Schach. Sein Elternhaus sollte zwangsversteigert werden – dagegen wehrte sich Kneubühl, der seit Jahren ohne Wissen der Behörden darin lebte.
Kneubühl schoss, als er den Verkauf seines Hauses verhindern wollte, mehrmals. Traf einen Elite-Polizisten im Gesicht. Der Beamte überlebte schwer verletzt. Kneubühl flüchtete. Schliesslich gelang es der Polizei doch, den Rentner zu fassen.
Seither steht das Haus leer. Im Kühlschrank lagern immer noch drei Pack Migros-Salami, Energy-Drinks und eine Polenta-Wurst. «Das muss Peter Kneubühl alles kurz vor seiner Flucht vor der Polizei eingekauft haben. Das Ablaufdatum der Lebensmittel war da noch in Ordnung», sagt Romy Bundeli (51).
Sie und ihr Partner Albert Glaus (54) haben Kneubühls Haus am 9. Dezember für 405 000 Franken ersteigert (BLICK berichtete). «Wir haben alles so belassen, wie es war. Solange bis der ganze Papierkram geregelt ist und das Haus wirklich uns gehört.»
Anfang Januar soll es soweit sein. «Dann beginnen wir mit Renovieren. Zuerst die unterste Wohnung. Da soll Ende Februar meine Tochter einziehen», erklärt Romy Bundeli. «Es muss viel gemacht werden. Aber spezielle Dinge wie Wandschränke oder den versteckten Tresor versuchen wir zu integrieren», sagt die selbständige Wohnbetreuerin.
Im Sommer will sie mit ihrem Lebenspartner in die mittlere Wohnung einziehen. «Wir werden das Haus sehr schön umgestalten. Der Vorher-Nachher-Effekt wird überwältigend sein», sagt sie. Das meiste wollen Werkzeugmacher Albert Glaus und Romy Bundeli selber machen.
Was mit dem Estrich geschieht ist noch unklar. «Wir möchten eventuell eine Einlieger-Wohnung daraus machen», sagt sie. Doch wer zieht da ein? «Ich kann mir vorstellen, dass Peter Kneubühl da mal wohnen wird, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird.» Sie verstehe seine Verbundenheit mit dem Haus und wolle ihn nicht ausschliessen.
Angst vor ihm hat Romy Bundeli keine. «Wir waren in den Ferien als es passierte, haben das nicht so mitbekommen. Ausserdem habe ich Verständnis für seine Situation», erklärt sie.
Das Paar wollte Kneubühl an Weihnachten in der Untersuchungshaft besuchen. Doch man liess sie nicht zu. «Er verhält sich zurzeit nicht kooperativ, gibt der Polizei keine Auskunft. Deshalb darf er keinen Besuch empfangen, hat man uns gesagt», sagt Romy Bundeli. Und auch die selbst gemachten Guetsli und das Kärtli mussten sie wieder mitnehmen. «Das hat uns schon sehr enttäuscht. Aber wir hoffen, ihn nächstes Jahr kennenzulernen.»
Viele in Romy Bundelis Umfeld verstehen diesen Hauskauf nicht. «Es gibt Leute, die grüssen uns schon gar nicht mehr», sagt sie. «Sie hätten Angst, hier einzuziehen. Doch für uns ist es einfach ein wunderschönes Hau