Die Gangster-Braut über die heissen Liebes-Nächte mit dem Basler Ausbrecher
Hoffentlich schwanger!

Mark K. ist wieder hinter Gittern. Die letzten drei Nächte verbrachte er im Schlafsack – bei seiner Verlobten Nadja M.
Publiziert: 04.09.2011 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:34 Uhr
Von Sidonia Küpfer

Vier Tage. Und drei Nächte. So lange war Mark K.* (35) wie vom Erdboden verschluckt. Gestern stellte er sich beim Regionalgefängnis Thun BE. Der als gemeingefährlich eingestufte Straftäter war am Mittwoch aus der Basler Uni-Psychiatrie geflohen.

Es muss eine süsse Zeit gewesen sein, diese vier Tage und drei Nächte. Denn Mark K. machte Liebesurlaub. Mit seiner Verlobten, Nadja M.* (33) aus Burgdorf BE.

«Die vier schönsten Tage» ihres Lebens seien es gewesen, sagt sie. Noch am Morgen des Fluchttages habe sie Mark am Telefon gesagt, er solle auf keinen Fall türmen. Doch der hielt sich nicht daran: Während des Hofspaziergangs rannte er los, kletterte über den Zaun. «Schnell wie ein Eichhörnchen» sei er gewesen, sagt sie stolz. Nur vier Minuten später habe ihn eine Frau aufgegabelt.

Unglaublich: «Sie sagte zu ihm, sie sei Polizistin. Er behauptete frech, er wolle sich für eine Stelle als Kaminfeger vorstellen», lacht Nadja. Nachmittags um 14 Uhr klingelt ihr Telefon: «Mark war da. Zuerst war ich geschockt.» Nadja, die oft campiert, packt ihr Zelt, zieht los. Sie treffen sich an einem Ort, den sie nicht verraten will. Dort bleiben sie vier Tage. «Wir liebten uns. Ich hoffe, dass ich schwanger bin, denn wir wünschen uns eine Familie», erzählt die Mutter von zwei Kindern.

«Mark plante von Anfang an, am Samstag zurückzugehen. Wir waren uns einig, dass er sich stellen muss. Wir wollten einfach ein wenig Zeit für uns.» Als ihr Verlobter frisch in die Basler Klinik gekommen sei, habe sie regelmässig mit ihm telefonieren und ihn auch treffen können. Das sei ihnen nach und nach gestrichen worden. «Es ist so ungerecht: Sie stellten uns Treffen in Aussicht – und sagten sie dann grundlos ab.»

Wasser, Wurst und Brot

Vier Tage und drei Nächte war das Paar vereint, teilte sich einen Schlafsack. «Wir hatten nur vier Cervelats, zwei Bratwürste, Brot und Wasser dabei», sagt Nadja. Zum Bancomaten wollte sie nicht – aus Angst, dass man ihnen auf die Schliche kommt. Mark habe befürchtet, dass die Polizei ihn findet. «Er sagte: ‹Schatz, wenn sie kommen, werde ich mich nicht wehren. Wir nehmen die Hände hoch und machen keine falsche Bewegung. Ich will nicht, dass was passiert.›»

Mark K. war 2007 zu einer stationären therapeutischen Massnahme verurteilt worden. Vater Peter K. sagte gestern im BLICK, sein Sohn habe seine frühere Frau im Schlafzimmer eingesperrt. «Er soll ihr gedroht haben, sie zu töten. Dann löste sich ein Schuss, er ging in die Decke.» Bei der Verhaftung ging Mark auf die Polizisten los.

Nadja hält ihren Verlobten für unschuldig, er habe der Frau nichts antun wollen. Dass ihn die Polizei als gemeingefährlich einstuft, versteht sie nicht.

Sie wollen heiraten

Sobald Nadja geschieden ist, wollen die zwei heiraten. Seine Flucht nutzten sie für einen Treueschwur: «Wir haben in einer Zeremonie geheiratet. Nur für uns. Und nur zwei Bäume waren Zeugen.» Sie seien gläubig. In ihrer gemeinsamen Zeit hätten sie auch die Bibel gelesen.

Am Samstag habe Mark schliesslich seinen Vater angerufen, damit er ihn nach Thun fahre. Sie wollte nicht dabei sein: «Das hätte ich nicht ausgehalten.»

Nadja will auf ihren Verlobten warten. «Ich hoffe, dass wir uns keinen Seich eingebrockt haben», sagt sie. Eine Strafe für die Flucht muss Mark K. wohl nicht fürchten, wie der Berner Polizeidirektor Hans-Jürg Käser gestern erklärte. Doch statt in den offenen Massnahmenvollzug St. Johannsen wird er in die Strafanstalt Thorberg verlegt – das nächste Treffen rückt in weite Ferne.

*Namen der Redaktion bekannt

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