In der Morgensonne glitzert der Brienzersee. Idylle pur – die gestern mit einen ohrenbetäubenden Knall zum Inferno wird. Um 7.40 Uhr geht bei der Polizei der Alarm ein: Explosion bei der Feuerwerksfirma Hamberger Swiss Pyrotechnics AG in Oberried BE.
Zwei Angestellte sterben, beide sind Familienväter. Eines der Opfer ist Feuerwerk-Meister Thomas H.* († 48).
«Wir haben am Morgen noch alle zusammen Kaffee getrunken», sagt ein Arbeitskollege von Thomas H. «Dann gingen wir zurück an die Arbeit.»
Der gelernte Chemielaborant H. läuft mit einem Mitarbeiter zum Brandplatz. Hier werden explosive Stoffe kontrolliert vernichtet. Auch gestern wollten Firmenangestellte laut Polizei «Altmaterial» entsorgen.
Gigantische Explosion
«Es muss eine chemische Reaktion gegeben haben», vermutet der Arbeitskollege. Die Explosion ist gigantisch. Sie reisst die Mauer ein, die den Platz umringt. Trümmerteile fliegen bis hinauf zur Strasse und hinunter in den See.
«Es gab einen fürchterlichen Knall. Wir sind etwa einen Kilometer weit weg, doch alle Scheiben haben vibriert», sagt Vincenzo Boccardi (45), Hotelier im Rössli.
Nach der Explosion rennen die Arbeitskollegen ins Freie. «Wir haben sofort auf die Handys der beiden angerufen, aber es hat niemand geantwortet», sagt einer und fügt an: «Es ist so traurig, zwei Familienväter sind tot. Wir stehen alle unter Schock.»
Sanität, Feuerwehr und Polizei rücken mit einem Grossaufgebot an. Das Areal wird abgesperrt, Spuren gesichert. Auch im See suchen Beamte. Warum es zur Explosion kam, ist unklar. Ebenso, mit welchen Stoffen die beiden Spezialisten hantiert hatten.
Opfer galt als sehr pflichtbewusst
Was lief schief auf dem Brandplatz? «Er war ein sehr pflichtbewusster Mitarbeiter», sagt der Arbeitskollege über Thomas H. Mehr als 25 Jahre habe er schon bei der Hamberger in Oberried gearbeitet, unzählige Feuerwerke für unzählige Grossanlässe entwickelt.
Seit 1863 stellt die Firma Hamberger Feuerwerk her. 30 Angestellte beschäftigt sie heute und bezeichnet sich als die grösste Herstellerin von Feuerwerk und Pyrotechnik in der Schweiz. 1897 genoss der König von Siam eine ihrer Kreationen, 1912 der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II.
Die Explosion von gestern ist nicht der erste Unfall in der Firma. Bei einem Unglück 1941 starben zwölf Menschen, 1959 gab es zehn Opfer. Ende Monat wollte die Firma nach Wimmis BE umziehen. Auf dem heutigen Firmengelände soll ein Touristenresort entstehen.