Bschiss bei Berner Elektro-LAP
Lehrling hatte Prüfungsfragen im Rucksack dabei

Ein Prüfling wird letzte Woche mit Originalfragen seiner Prüfung von mehreren Personen erwischt. Doch statt bestraft zu werden, wird versucht, den Fall zu vertuschen.
Publiziert: 28.06.2017 um 21:07 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:22 Uhr
Hier geschah vergangenen Donnerstag das Prüfungs-Puff. Während einer Abschlussprüfung wurden Originalfragen im Rucksack eines Prüflings gefunden. Statt die Prüfung wiederholen zu müssen, durfte der junge Mann seinen Abschluss machen – ohne Konsequenzen.
Foto: http://www.kbve.ch/bildungszentrum

Erneut ein Prüfungs-Puff im Kanton Bern. Dies mal nicht an der Uni, sondern am Elektro-Bildungszentrum KBVE in Urtenen-Schönbühl. Dort standen die angehenden Elektroinstallateure letzte Woche bei mündlichen und praktischen Abschluss-Prüfungen unter Strom. Alle bis auf einen Kandidaten. Denn er hatte die Fragen seiner mündlichen Prüfung bereits im Voraus erhalten.

Keine Konsequenzen

Zunächst geht der Schwindel glatt über die Bühne. Nur noch die praktische Prüfung gilt es zu bestehen. Doch bei einer Routinekontrolle entdeckt eine Aufsicht kurz nach Beginn der praktischen Prüfung verdächtige Blätter in seinem Rucksack. Es sind die Originalfragen der mündlichen Prüfung!

Sofort wird der Chefexperte darüber informiert. Er muss entscheiden, wie es mit dem Lehrling weitergeht. Disqualifizierung? Wiederholung der mündlichen Prüfung? Nichts davon geschieht! Der junge Mann darf ohne Folgen seine praktische Prüfung beenden.

Lücke im System

«Das ist ein Skandal», sagt Sandro Schmid* zu BLICK. Er kennt die Aufsichtsperson, die die Originalfragen im Rucksack entdeckte und Meldung machte. «Mindestens 17 Personen haben das mitbekommen, und nun wird versucht, es zu vertuschen.» Zwei weitere Personen bestätigen unabhängig voneinander den Vorfall. BLICK konfrontiert den Chefexperten und den Betrieb des Prüflings mit den Vorwürfen. In beiden Fällen heisst es: «Kein Kommentar.»

Wie die Originalfragen in die Hände des Prüflings kommen konnten, darüber schweigen sie. Schmid vermutet: «Experten können lange vor den Prüfungen die Aufgaben und Fragen einsehen. Das wird seit längerer Zeit so gehandhabt, damit sich die Prüfer besser vorbereiten können.» Hat also der Lehrling auf diesem Weg die Fragen erhalten? Hat ein Prüfer ihm geholfen? (jmh)

* Name von der Redaktion geändert

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