Melissa (33) und Marco Ravera (40) wohnen mit ihren beiden Kindern in einer Villa in Gals BE. Doch Insekten machen ihr Leben zur Hölle. «Wegen der Fliegenplage können wir unseren Garten nicht benützen», sagt das Paar. «Und unsere Kinder können draussen nicht spielen.»
Die Familie baute ihr Haus vor drei Jahren. Doch Türen und Fenster bleiben auch bei der Gluthitze in diesem Sommer immer geschlossen. «Bei unserer Rückkehr aus den Ferien klebten an jedem Fenster 200 bis 300 Fliegen», sagt Melissa Ravera.
Exkremente und illegaler Stall
Der Grund für die Insektenplage ist ihr Nachbar. «Wir haben ein Problem mit ihm», sagt das Paar dem «Le Matin». Werner Schenk (76) war früher Bäcker. Jetzt hält er nebenan sieben Pferde für Kutschenfahrten.
«Es gibt keine richtige Wiese. Unser Nachbar säubert das Terrain nicht, das voller Pferde-Exkremente ist», sagt Melissa Ravera. Auch der Stall für die Tiere stehe teilweise auf ihrem Grundstück. «Wir wussten das nicht, als wir unser Haus bauten. Erst nachher sahen wir das auf den Plänen.»
Die Fliegenplage ist morgens und abends am schlimmsten. «Wenn ich die Tür meines Autos aufmache, kommen jedes Mal Dutzende Fliegen rein», sagt Melissa Ravera. «Auch die Gemeinde nimmt uns nicht ernst», klagt das Paar.
Die Raveras haben schon alle möglichen Mittel gegen die Fliegenplage ausprobiert. Doch Klebefallen, Anti-Fliegen-Sprays, ätherische Öle und Lichtfallen nützten nichts.
«Wir haben nichts gegen die Pferde, im Gegenteil. Wir sind auch keine Stadtmenschen, die nicht wissen, wie man auf dem Land lebt», sagt das Paar.
Nachbar und Gemeinde wehren sich
Nachbar Schenk wehrt sich gegen die Vorwürfe: «Auf der Seite der Familie hat es nur zwei Pferde. Wir säubern das Gelände alle zwei Tage», sagt er BLICK. «Auch für den Anbau des Stalls hatte ich eine Baubewilligung. Die Familie plagt uns, seit sie hier ist.»
Die Gemeinde forderte die Streithähne schon im September 2016 auf, Vorschläge zur Verbesserung der Situation zu machen. «Wir hörten dann nichts mehr», sagt Gemeindeschreiber Martin Schneider zu BLICK. «Der Bauernbetrieb war schon vorher da. Fliegen kann man nicht dressieren. Die Fronten sind in diesem Fall leider verhärtet.»
Vereinbarung beschlossen
Letzte Woche einigten sich die beiden Streithähne unter Beizug von Anwälten aussergerichtlich. Die Pferde und der Mist sollen an einen anderen Ort verlegt werden. Dafür hat der Nachbar zwei Jahre Zeit. «Es geht nur um zwei Pferde. Ich bringe sie auf die andere Seite meines Hofes.»
Schenk hat den Stall inzwischen mit Bambus sichtgeschützt. Auch Familie Ravera wappnet sich: «Wir bauen jetzt eine Pergola», sagt Melissa Ravera. «Hoffentlich können wir dann endlich wieder draussen ohne Fliegen essen.»