«Hatte keine Chance, etwas mitzunehmen»
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Victor verlor im Feuer alles:«Hatte keine Chance, etwas mitzunehmen»

Inferno in Wichtrach BE – Frau rettet sich mit Sprung vor Flammen
«Meine Tochter sprang vom obersten Fenster»

In Wichtrach, Kanton Bern, brach am Sonntagabend ein Brand in einem Mehrfamilienhaus aus. Sieben Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Die Feuerwehr löschte den Brand nach vier Stunden, das Haus ist unbewohnbar. Ermittlungen zur Ursache laufen.
Publiziert: 16.11.2025 um 21:16 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2025 um 16:41 Uhr
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Als die Einsatzkräfte am Sonntag eintrafen, stand das Haus schon in Flammen.
Foto: Leserreporter

Darum gehts

  • Brand in Mehrfamilienhaus in Wichtrach, sieben Verletzte, eine schwer
  • Eine Frau sprang aus dem brennenden Haus, um sich zu retten
  • Feuerwehr löschte den Brand nach vier Stunden, sieben Verletzte insgesamt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

In der Berner Gemeinde Wichtrach war am Sonntag gegen 20 Uhr ein Brand in einem Mehrfamilienhaus ausgebrochen. Sieben Personen wurden verletzt, eine davon schwer, teilt die Kantonspolizei Bern am Montag mit.

«Eine Frau musste sich mit ihrem Partner auch aus dem oberen Teil des Hauses nach unten stürzen, da alles in Flammen war», sagt Anwohnerin Halla Liyann Streha (18) zu Blick. «Sie landete mit dem Rücken und konnte sich nicht mehr bewegen.»

Der Vater der jungen Frau, die aus einem Fenster springen musste, sagt zu Blick: «Meine Tochter sprang vom obersten Fenster auf eine Terrasse und hat Bein- sowie Rückenverletzungen erlitten – doch sie ist zum Glück ausser Lebensgefahr! Ihr Freund, der von einem Balkon runtersprang, blieb sozusagen unverletzt vom Sprung. Gegenüber Blick erklärt er, was passiert ist. 

«Keine Möglichkeit, durch Türe nach draussen zu gelangen»

«Wir waren auf dem Sofa, als plötzlich jemand geklingelt hat», beginnt Mako Z.* (30). Schnell war klar, dass das Haus in Brand steht. «Ich habe dann sofort eine meiner beiden Katzen genommen und wollte die Wohnungstür aufmachen. Doch alles war voller Rauch.» Seine Freundin befand sich zu diesem Zeitpunkt im oberen Stock der Wohnung. Die beiden wussten nicht, wo sich der jeweils andere befindet. «Wir hatten keine Chance, durch die Tür nach draussen zu gehen.» 

Also rettete sich der 30-Jährige auf einen Balkon, sprang von dort aus auf einen unteren Balkon und weiter nach unten. Seine Freundin hatte sich zuvor schon mit einem Sprung auf die Terrasse gerettet. «Sie sprang drei Meter in die Tiefe», erklärt Z. Die Frau erlitt schwere Verletzungen. «Meine Freundin muss am Rücken operiert werden.»

Die Katzen seien gestorben. Ausser seinem Handy habe er nichts mehr. 

Mako Z. floh über die Balkone vom Feuer
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«Die einzige Möglichkeit»:Mako Z. floh über die Balkone vom Feuer

«Wir hatten keine Chance, um Kleider oder andere Sachen mitzunehmen»

Victor T.* wohnte im Haus, direkt neben der Wohnung, wo der Brand ausbrach. «Ich habe Lärm gehört, als ob etwas bei den Nachbarn umgefallen ist. Ich bin dann raus ins Treppenhaus und habe Rauch gesehen.» Er hörte es auch knistern aus der Nachbarswohnung. «Wir haben dann die Türe eingetreten und sofort kam uns schwarzer Rauch entgegen.» T. flüchtete sofort ins Freie, weil sich das Treppenhaus blitzschnell voller Rauch gefüllt hatte. «Wir hatten keine Chance, um Kleider oder andere Sachen mitzunehmen.» Nur das Handy und die Kleidung am Leib habe er jetzt noch. «Horror, von der einen Sekunden auf die andere ist alles weg.»

Sein Nachbar, dem die Brandwohnung, gehört, wurde gerade erst operiert. Mehr weiss er nicht über den Mann. Die Polizei habe Victor T. gesagt, dass er den Brand überstanden habe. 

«Im schlimmsten Fall hätte es Tote geben können»

Numan H.* (41) hat die Bilder der Feuer-Nacht noch vor Augen. Der Wirt vom Restaurant Bahnhöfli lebt in dem Mehrfamilienhaus mit seiner Familie. «Es ist schrecklich, was passiert ist», sagt er zu Blick. Er kam mit dem Schrecken davon. «Glück im Unglück.» Auch, dass der Brand gegen 20 Uhr ausbrach und nicht erst in der Nacht. So haben das alle noch mitbekommen. H. ist dankbar: «Wir sind froh, dass wir alle noch leben.»

Bruno Riem (63, FDP), Gemeindepräsident Wichtrach BE, wurde um zirka 20.10 Uhr über den Brand informiert. «Ich bin direkt los.» Die Feuerwehr war da schon vor Ort und am Löschen. Was genau im Detail passiert, weiss er nicht. Zur Brandursache könne er auch nichts sagen. «Die Einsatzkräfte haben einen super Job gemacht. Im schlimmsten Fall hätte es Tote geben können.»

«Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern»
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Gemeindepräsident Wichtrach BE:«Die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern»

Löscharbeiten dauerten vier Stunden

Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, stand das Gebäude bereits in Vollbrand. Die Feuerwehren Wichtrach, Münsingen sowie Schutz und Rettung Thun konnten das Feuer unter Kontrolle bringen, ein Übergreifen auf anliegende Häuser verhindern und den Brand nach rund vier Stunden löschen. Es wurde eine Brandwache gestellt.

Insgesamt wurden durch den Brand und die Rauchgasentwicklung sechs Personen leicht verletzt, darunter zwei Angehörige der Feuerwehr. Sie konnten vor Ort durch zwei Ambulanzteams behandelt werden. Eine Person verletzte sich durch einen Sturz aus einem Fenster schwer und wurde mit einer dritten Ambulanz ins Spital gebracht. Zusätzlich stand ein Helikopter der Rega sowie das Care Team Kanton Bern im Einsatz.

Strasse für fünf Stunden gesperrt

Eine Person vom betroffenen Haus musste durch die Feuerwehr evakuiert werden. Die restlichen Bewohnenden – auch der angrenzenden Häuser – konnten sich selbst in Sicherheit bringen. Das Haus, in welchem der Brand ausgebrochen ist, ist nicht mehr bewohnbar. Die betroffenen Bewohnenden konnten selbständig oder mithilfe der Gemeinde alternative Unterbringungsmöglichkeiten organisieren.

Im Zuge des Einsatzes wurde der betroffene Abschnitt der Bahnhofstrasse für rund fünf Stunden sowie der Bahnhof Wichtrach für die S-Bahnen für etwa drei Stunden gesperrt. Das Dezernat Brände und Explosionen der Kantonspolizei Bern hat Ermittlungen zur Brandursache und der Höhe des Sachschadens aufgenommen.

* Namen bekannt

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