Am Sonntag sind 14 Skitourengänger am Pigne d'Arolla (3790 m ü. M.) unterwegs, wollen zur SAC-Hütte Cabane des Vignettes. Doch die Gruppe wird von einer Schlechtwetterfront überrascht. Ein Eissturm heult über den Alpinisten, dichter Nebel zieht auf. Ein Weiterkommen – unmöglich! Und: Genau an diesem Ort gibt es keinen Handy- oder Funkempfang.
Bergführer Mario C.* (†59) will Hilfe holen, stirbt aber im Eissturm. Der Rest bleibt zurück, muss bei minus fünf Grad ausharren. Erst am Montag wird die Gruppe geborgen und ins Spital gebracht. Zu spät für die zwei Ehepaare aus Italien, die Frau des Bergführers und eine weitere Italienerin. Sie sterben im Spital an Unterkühlung. (BLICK berichtete)
Viel zu grosse Gruppe
Ein Drama, das hätte verhindert werden können, meint der erfahrene Alpinist Raphael Wellig. «Bei dieser Wettervorhersage hätte der Bergführer niemals mit so einer grossen Gruppe losgehen dürfen. Ein zügiges Tempo ist eine grosse Sicherheit am Berg. Je länger man am Berg ist, desto grösser ist die Gefahr, in einen Wettersturz zu geraten», sagt Wellig zu BLICK. Vorhergesagt waren in diesem Fall starke Winde, Schneeschauer und dichter Nebel.
Er wäre mit maximal vier Personen zu dieser Tour gestartet. Auch, weil die Route nichts für Anfänger ist. Der Walliser kennt die Route in- und auswendig. Für ihn ist klar: «Hier sind versierte Skialpinisten gefragt mit einer Menge Kondition. In der Regel brauchen gute Tourengänger sechs Stunden, jeder Teilnehmer sollte aber für acht bis zehn Stunden Ausdauer haben.»
Gute Ausrüstung ist Pflicht
Doch auch erfahrene Alpinisten können vom Wetter überrascht werden. Deswegen müssen die Tourengänger perfekt ausgerüstet sein. Unbedingt in den Rucksack gehören: Biwaksack, Rettungsdecke, Lawinenschaufel und ein Liter warmer Tee. Was genau die Tourengänger dabei hatten, ist noch unklar. Wellig ist sich aber sicher: «Hätten die Teilnehmer all dies dabei gehabt, sie hätten überlebt.»
Auch er selbst musste bereits eine eisige Nacht am Berg verbringen. 1994 kamen Wellig und seine Begleitung am Denali (ehemals Mount McKinley) in Alaska plötzlich in einen dichten Nebel. Einzige Option: Warten, bis sich der Nebel verzieht – und das bei minus 40 Grad. Besonders wichtig: Nicht einschlafen! Denn sonst hätte das sein Ende bedeutet. «Für so etwas braucht man immer physisch und psychisch Reserven. Es war hart.»
* Name der Redaktion bekannt