Affentheater in Kallnach BE
«Es klingt, als würden sie sich umbringen»

Sie zoffen sich ständig und veranstalten einen Heidenkrach. Die Äffchen im Privatzoo «Johns kleine Farm» sind das Gesprächsthema in Kallnach BE.
Publiziert: 08.09.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:05 Uhr
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Krawallbrüder: Die sieben Berberaffen im Privatzoo von John-David Bauder.
Von Jessica von Duehren

Im sonst so ruhigen Kallnach BE ist das Geschrei gross – zuerst bei den Tieren, jetzt auch bei den Anwohnern. Es ist ein richtiges Affentheater.

Mitten im beschaulichen Dorf (1900 Einwohner) steht seit 1996 der Privatzoo Johns kleine Farm. 320 Tiere leben hier, 73 Arten. Neben Kamelen und Stachelschweinen hält John-David Bauder (45) auch sieben Berberaffen.

Und die machen neuerdings richtig viel Radau. Anwohner Heinz Hofer (56) sagt: «Ich werde nachts wach, weil die Affen so einen Krach machen. Es tönt, als würden sie sich umbringen.» Sein Haus liegt direkt neben dem kleinen Zoo.

Fertig Streichelzoo

Der Strassenmeister ist genervt: «Nicht nur mich stört der Lärm. Er ist das Gesprächsthema im Dorf.» Anwohnerin Anna Marti (55) lebt seit 21 Jahren in Kallnach. Sie hat den Aufbau des Zoos miterlebt. «Es fing mit einem kleinen Streichelzoo an. Jetzt hat es dort so viele Tiere. Das kann ja nur laut sein», sagt die Sachbearbeiterin.

Für den Krach der letzten Wochen gibt es eine Erklärung. «Das älteste Affenmännchen ist vor zwei Monaten gestorben», sagt Zoobetreiber Bauder. «Jetzt kämpfen sie um eine neue Rangordnung in der Gruppe.»

Und das machen sie offenbar meistens in der Nacht, wenn keine Pfleger mehr im Zoo sind, die für Ruhe in der Rasselbande sorgen könnten.

Ruhig dank Hormonen

Die Klagen der Anwohner nimmt John-David Bauder sehr ernst: «Wir haben uns von Primatologen aus Holland beraten lassen. Sie empfahlen uns, Hormon-Implantate einzusetzen, damit die Gruppe ruhig bleibt.»

Seit sechs Wochen bekommen die Affen nun Hor­mone. Auch das Fütterungsri­tual wurde umgestellt.

Bauder: «Bis jetzt klappt das sehr gut. Die Tiere haben keine Kampfverletzungen mehr, was vorher schon ab und zu vorkam.»

Auf Dauer ist die Hormonabgabe aber keine Lösung. Deshalb plant der Zoobetreiber, die Affen in den hinteren Bereich der An­lage zu zügeln. Dort, wo jetzt die Uhus und Frettchen leben, bekämen die Berberäffchen ein neues Plätzchen.

«So ein Umbau ist aber mit Kosten verbunden. Allein die neue Affenanlage wird 158 000 Franken kosten», sagt Bauder. Der Betrieb wird mit Spenden und Stiftungsgeldern finanziert: «So grosse Sprünge sind darum nicht von heute auf morgen möglich.» Und darum ist für das Affentheater von Kallnach vorerst auch kein Happy End in Sicht.

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