Jetzt ist klar, wieso es in letzter Zeit so still um alt Bundesrat Adolf Ogi (66) geworden ist. Dölf hat mehr Zeit am Krankenbett seines Mathias verbracht als in der Öffentlichkeit. «Ich habe alles zurückgestellt und ging nirgends mehr hin», sagte Adolf Ogi gestern.
Die Diagnose im vergangenen Frühling war brutal: Krebs. Und zwar eine besonders seltene Form. Kein Karzinom, sondern ein Weichteil-Sarkom. Zu wuchern begonnen hatte es in den Muskelfasern zwischen der Luftröhre und den Bronchien. Schnell stellte sich heraus, dass es sich um ein ausserordentlich bösartiges Sarkom handelte. Es zerstörte alles, dort, wo es wuchs.
Mathias Ogi kam in beste medizinische Hände. Zu Professor Martin Fey im Berner Inselspital. «Es begann eine furchtbare Zeit zwischen Hoffen und Bangen», erinnert sich Adolf Ogi. Mehrere Operationen, Chemotherapie, Bestrahlungen. Es ging ständig bergauf und bergab.
Zuletzt wusste Mathias, dass er den Kampf gegen den Krebs verlieren würde. Am Mittwochabend um 21.30 Uhr hörte sein Herz im Inselspital auf zu schlagen.
«Mein Sohn, mein einziger Sohn», so die bewegenden Worte des Vaters, vom BLICK auf den Schicksalsschlag angesprochen.
Sein einziger Trost: «Meine Frau Katrin und meine Tochter Caroline. Wir brauchen uns alle drei jetzt ganz besonders.» Und nicht zu vergessen Mathias’ Freundin, die ebenso leidet.
Vater und Sohn Ogi hatten ein besonders inniges Verhältnis: «Wir haben über alles gesprochen, über wirklich alles.» So sagte der Sohn zum Vater im Jahr 2000 mit einem gewissen Nachdruck: «13 Jahre Bundesrat sind genug.» Am 18. Oktober 2000 gab Adolf Ogi seinen Rücktritt.
Mathias war Panzergrenadier-Hauptmann im Militär, ein stolzer «Gelber». Die Offiziersschule hatte er 1995 zusammen mit einem gewissen Markus Blocher absolviert, dem Sohn von alt Bundesrat Christoph Blocher. Zwei «gfreute» Söhne, hiess es damals.
Mathias war Berner Fürsprecher mit einem juristischen Zusatzstudium in London. Wie es zur Familie gehört, spielte auch der Sport eine wichtige Rolle. Adolf Ogi betont: «Mathias war ein guter Leichtathlet und Skifahrer.»
Er war der ganze Stolz seines Vaters: «Mathias war eine liebenswürdige Persönlichkeit. Pflichtbewusst. Er blieb immer bescheiden, auch wenn er zu einer prominenten Familie gehörte.»