Am frühen Morgen des 14. Juli 2004 dreht Markus C. (45) durch. In der Familienwohnung im Chalet Bijou oberhalb von Lenk BE erschiesst der LKW-Fahrer seine Frau Beatrice (35) und die beiden Töchter Corinne (11) und Carole (9). Dann richtet er sich selbst. In wenigen Minuten ist eine ganze Familie ausgelöscht.
Margrith von Känel (65), die Mutter von Beatrice, kann bis heute, exakt zehn Jahre nach der Tat, nicht verstehen, warum ihr Schwiegersohn, die Eheprobleme, die er hatte, auf solch schreckliche Art und Weise lösen wollte.
«Warum kann eine Mensch so etwas tun? Warum ist geschehen, was geschehen ist?» Diese Fragen stelle sie sich noch heute, sagt sie dem «Berner Oberländer».
Von Känel ist es, die am Abend nach der Bluttat die Leichen entdeckt. Sie erleidet einen Zusammenbruch, muss lange ins Krankenhaus, bekommt Antidepressiva und geht zur Therapie. Mühsam kämpft sie sich ins Leben zurück.
«Mir geht es mal besser, mal schlechter. Man gewinnt mit der Zeit Abstand, versucht zu leben und nach vorne zu schauen, so von Känel. «Aber vergessen werde ich nie können.» Ihrem Schwiegersohn, sagt sie, habe sie die Tat bis heute nicht vergeben.
Die Zeit um den 14. Juli, dann, wenn sich das Drama jährt und alte Wunden wieder aufbrechen, ist für von Känel jeweils besonders schwierig. «Dann bin ich jeweils total neben den Schuhen und bin mir manchmal gar nicht richtig bewusst, was ich tue», sagt sie dem «Berner Oberländer».
Obwohl es ihr nicht leicht fällt, wird von Känel den zehnten Jahrestag der Tragödie auf dem Friedhof verbringen, bei ihrer Tochter und ihren beiden Enkelinnen sitzen und ihrer gedenken. «Das bin ich ihnen schuldig», sagt sie. (bau)