Der Berner Starchirurg Max Aebi entwickelte mit einem Zürcher Uni-Professor eine Bandscheiben-Prothese, die durch sämtliche Tests fiel und nun auch bei vielen Patienten zu Problemen führt (BLICK berichtete). Aufgeflogen war die Sache vergangenen Dezember durch Recherchen von Tamedia.
Ein Untersuchungsbericht der Privatklinikgruppe Hirslanden bestätigt diese Recherchen nun. Acht Patienten in zwei Hirslanden-Spitälern seien mangelhafte Implantate eingesetzt worden, berichtet «20 Minuten» mit Verweis auf den Bericht. Bei den Personen mussten seitdem Revisionsoperationen durchgeführt werden.
Höllenqualen wegen Cadisc-L
Beim Implantat mit dem Namen Cadisc-L gab es schon früh Anzeichen, dass es sich um ein unausgereiftes Produkt handelte. Bei Versuchen an Affen kamen verschiedene Studien zum Schluss, dass das Implantat gefährlich ist. Trotzdem gab die britische Firma Ranier Technology das Implantat im Jahr 2010 für den Verkauf frei. Rund 90 Patienten meldeten in der Folge, dass sie teilweise unter gravierenden Problemen durch das Implantat leiden. Die Prothese zersetzte sich bei diversen Patienten im Rücken, was zu starken Schmerzen führt und eine weitere Operation unumgänglich macht.
Max Aebi, Professor für Orthopädie an der Universität Bern und früher Mitglied der europäischen Gesellschaft für Wirbelsäulenchirurgie, warb selber für den Verkaufsstart. Er hatte mehrere Interessen, dass Cadisc-L ein Erfolg wird. Einerseits war er damals Chef des wissenschaftlichen Beraterstabs von Ranier Technology und somit hauptverantwortlich für die Einhaltung wissenschaftlicher Standards. Andererseits hatte er mit Ranier eine vertragliche Vereinbarung über Aktienoptionen abgeschlossen. Hätte das Produkt Erfolg gehabt, hätte er mitverdient.
Klinische Studie fiel durch
Als bei den Tierversuchen die negativen Ergebnisse auftraten, soll Aebi diese als realitätsfern und nicht aussagekräftig abgetan haben, recherchierten Journalisten. Daraufhin wurde Cadisc-L in einer klinischen Studie an 29 Menschen getestet. Weshalb dies trotz der negativen Tierversuche geschah, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurden die Ergebnisse nicht besser: Bei den Patienten soll es gleich zu 32 schwerwiegenden Vorkommnissen gekommen sein. Bei sechs der 29 Patienten waren die Probleme derart gravierend, dass die Prothese entfernt werden musste.
2014 wurden bei Ranier dann neue wissenschaftliche Mitarbeiter eingestellt. Diese merkten rasch, dass mit Cadisc-L einiges nicht Ordnung ist und meldeten die Studienresultate den Behörden. Kurz darauf kam der Rückruf von Cadisc-L. Ranier stellte die Produktion ein und drängte die Ärzte, sie sollten betroffene Patienten unbedingt aufbieten.
Sorgfaltspflicht wohl verletzt
Der Untersuchungsbericht der Hirslanden Gruppe kommt zum Schluss, dass Aebi seine Patienten nicht darüber informierte, dass die Prothesen zurückgerufen worden waren. Er dürfte damit «gegenüber den Patienten seine Aufklärungs- und medizinischen Sorgfaltspflichten nicht wahrgenommen haben», heisst es im Bericht.
Auch die finanziellen Interessen von Aebi werden im Bericht bestätigt: «Er hatte ein direktes finanzielles Interesse am Erfolg des Implantats und damit auch an einer raschen Markteinführung», heisst es im Bericht. Diesen Interessenkonflikt habe er weder seinen Patienten noch dem Spital offengelegt, obwohl er dazu verpflichtet gewesen wäre.
Interessenbindungen werden öffentlich gemacht
Die Hirslanden Gruppe zieht die Konsequenzen. Ab Herbst müssen alle Ärzte ihre Interessensbindungen in einem öffentlich-zugänglichen Register bekannt geben, heisst es in einer Mitteilung des Spitals.
Max Aebi selber schweigt zu den Vorwürfen. Gegenüber Tamedia lässt sein Anwalt ausrichten, dass den Autoren des Berichts schlicht nicht alle relevanten Dokumente und Aussagen vorgelegen seien. Aebi muss sich nun einer Untersuchung der Berner Staatsanwaltschaft stellen. (vof)
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen
Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
So gehts:
- App holen: App-Store oder im Google Play Store
-
Push aktivieren – keine Show verpassen
-
Jetzt downloaden und loslegen!
-
Live mitquizzen und gewinnen