Ein tödlicher Flugzeug-Crash bei Wil SG ist nun aufgeklärt: Schuld am Unfall im Sommer 2014 war die Unaufmerksamkeit der Piloten. Sie überwachten den Luftraum zu wenig
Beim Unfall krachten eine Piper und eine Cessna ineinander. Die traurige Bilanz: Sechs Passagiere werden verletzt – einer davon überlebte nicht: Susanne († 16) starb zwei Tage nach dem Unfall.
Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) veröffentlichte am Mittwoch den Schlussbericht zum Unfall.
Zum schweren Unfall führte laut dem Bericht, «dass die Luftraumüberwachung zu wenig aktiv erfolgte«. Weder der Pilot der sechsplätzigen Cessna noch jener der vierplätzigen Piper hätten das jeweils andere Flugzeug in den anderthalb Minuten vor der Kollision wahrgenommen, heisst es.
«Beide Piloten erkannten das sich annähernde Flugzeug auf Kollisionskurs erst in einer Distanz von ungefähr 50 Metern.» Sie leiteten noch Ausweichmanöver ein, konnten den Zusammenprall aber nicht mehr verhindern.
Waren Piloten abgelenkt?
Sekunden vor dem Crash waren laut Bericht beide Piloten «mit anderen Tätigkeiten als der Luftraumüberwachung beschäftigt, was ihr Augenmerk zeitweise ins Innere des Cockpits lenkte». Einer der Piloten führte wegen der bevorstehenden Landung einen Check durch.
Als zweite, «systemische» Ursache nennt die SUST, dass keines der beiden Flugzeuge über ein Kollisionswarnsystem verfügte. Die Cessna und die Piper waren im Sichtflug unterwegs, das Wetter und die Sicht waren gut. Laut Bundesamt für Zivilluftfahrt werden Kleinflugzeuge ausserhalb der grossen Flughäfen nicht überwacht.
Der Unfall ereignete sich an einem Sonntagnachmittag. Die Piper war in Lommis TG zu einem Rundflug gestartet, mit dem Piloten (69), Susanne, ihrem Vater und einem weiteren Passagier an Bord. Die Cessna befand sich vom Flughafen Zürich aus auf einem privaten Flug mit dem Piloten und zwei Passagieren.
Beim Crash wurde beide Maschinen stark beschädigt. Der Pilot der Piper versuchte eine Notlandung auf einer Wiese bei Bronschhofen SG. Alle Insassen wurden dabei schwer verletzt. Dem zweiten Piloten gelang es noch, nach Sitterdorf TG zu fliegen und dort auf dem Flugplatz notzulanden.
Susanne kommt ins Spital nach Zürich, ihr Vater nach St. Gallen. Die junge Frau fällt ins Koma und wacht nicht mehr auf. Am Dienstag stirbt sie.
Warnsysteme für alle Flieger
Die SUST verweist in ihrem Schlussbericht auf zwei ähnliche Flugunfälle in Juni 2013 in Auenstein AG, im Mai 2015 in Oensingen SO und einen Beinahe-Crash im Juli 2015 beim Silvaplanersee. In allen Fällen seien «zu wenig aktive Luftraumüberwachung» und das Fehlen von Kollisionswarnsystemen die Ursachen gewesen.
Die SUST gab entsprechende Sicherheitsempfehlungen ab: So forderte sie das BAZL auf, in Zusammenarbeit mit den Anspruchsgruppen und der Europäischen Agentur für Flugsicherheit ein Konzept für die Einführung von Kollisionswarnsystemen für die allgemeine Luftfahrt zu erarbeiten. (SDA/kra)