Die 1760 Meter langen Tragseile schwingen leer im Wind: Seit März 2013 fährt die Luftseilbahn von Lungern OW nach Turren nicht mehr. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat sie stillgelegt, weil wiederholt Sicherheitsmängel festgestellt wurden. Auch eine Sesselbahn, drei Skilifte und zwei Berggasthäuser auf Turren und Schönbüel sind verwaist.
Dabei hatte der Nidwaldner Paul Niederberger (55) Grosses vor mit dem kleinen Skigebiet: Im Jahr 2000 ersteigerte er alle Anlagen und Bauten für 2,3 Millionen Franken aus einem Konkurs. Mit seiner «Panoramawelt» plante er, Gäste aus dem In- und Ausland anlocken.
Doch daraus wurde nichts: Auch die «Panoramawelt» ging in Konkurs – und die maroden Seilbahnen wurden zum Sicherheitsrisiko. Niederberger warnt: «Die Seile führen über Wohngebiete – sie sind lebensgefährlich.»
Hauptproblem ist die Korrosion: «Rost bildet sich hauptsächlich dort, wo die Seile aufliegen», sagt Seilbahnexperte Bruno Longatti von der Fatzer AG in Romanshorn TG, der weltweit führenden Herstellerin von Seilbahnseilen.
Auch bei stillgelegten Bahnen stünden die Seile stets unter Belastung. Longatti: «Irgendwann beginnen die äusseren Drahtseile des Seilverbunds zu reissen.» Im schlimmsten Fall komme es zum Seilbruch. Die kaputten Seile werden zu lebensgefährlichen Geschossen. Daher müssten auch bei stillgelegten Bahnen die Seile alle ein bis zwei Jahre kontrolliert werden.
Schon bei Eröffnung des Konkursverfahrens im Mai 2014 wies das Bundesamt für Verkehr das Konkursamt Obwalden darauf hin, dass die Felsanker der Pendelbahn und deren Zugseile regelmässig überwacht werden müssen. Kontrolliert wurde aber bis heute gar nichts.
Catharina Raffa, Leiterin des Konkursamts: «Während des Konkursverfahrens war das Amt nicht verpflichtet, Kontrollen durchzuführen.» Das sieht das Bundesamt für Verkehr anders: Es hat dem Obwaldner Konkursamt ein Ultimatum gestellt. Bis Ende April müssen bei Seil- und Sesselbahn alle Seile demontiert sein. Kostenpunkt: mehrere Zehntausend Franken.
Das Konkursamt reichte den Schwarzen Peter weiter. «Wir ersuchen Sie, sich bezüglich Ihres Anliegens an Paul Niederberger, den einzigen Verwaltungsrat der Panorama Welt AG, zu wenden», schrieb Amtsleiterin Raffa zurück nach Bern.
Doch auch Niederberger winkt ab. Bei ihm sei nach dem Konkurs nichts mehr zu holen. Sein Vorschlag: «Das Amt soll die Bahnen abbauen und die Rechnung der Korporation Teilsame Obsee schicken.»
Die sei als Grundeigentümerin für den Rückbau zuständig. Korporationspräsident Hans Urs Bürgi schockiert zu SonntagsBlick: «Das könnten wir uns nie leisten!»
Und wer soll nun für die marode Seilbahn zahlen? Der Region droht ein Rechtsstreit, bei dem es um Millionen von Franken geht. Der Abbau aller Anlagen dürfte weit mehr kosten, als Investor Niederberger einst für seinen Traum von der Panoramawelt bezahlt hat.