Beiz ruiniert, Dutzende Geschädigte, darunter sogar ein Sternekoch
Gastro-Betrüger zieht in Zermatt alle über den Tisch

Ein skrupelloser Betrüger hat in Zermatt Dutzende Geschäfte und Privatpersonen abgezockt – teils um Beträge in Millionenhöhe. Mit Folgen: Jetzt musste ein renommiertes Restaurant wegen ihm sogar schliessen.
Publiziert: 08.04.2019 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2019 um 19:11 Uhr
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Der geprellte Reinhard Marhöfer (63) vor dem geschlossenen Gusto Matto in Zermatt VS.
Foto: Thomas Andenmatten
Helena Schmid

Das Restaurant Gusto Matto in Zermatt VS ist für Reinhard Marhöfer (63) Stolz und Übel zugleich. Der Schreiner streicht mit der Hand über die Holztische auf der Terrasse, blickt auf die Altholzfassade des Baus. «Hier habe ich vor zwei Jahren bei der Renovation mitgeholfen, den ganzen Innenausbau geschreinert», sagt er zu BLICK.

Doch das feine Interieur kann Marhöfer nicht mehr begutachten. Die gläserne Schiebetür ist versiegelt – mit einem Kleber des Konkursamtes Visp. Zu hohe Schulden hat der Mieter und Betreiber des Restaurants, Sébastien B., in den vergangenen Monaten gemacht. Und: zu viele Leute über den Tisch gezogen – wie Reinhard Marhöfer, dem Sébastien B. noch 20'000 Franken schuldet. «Das war mein Erspartes», sagt der Schreiner verbittert.

Schon die erste Rate wird nicht beglichen

Im März 2018 hatte B. ihn um die Summe gebeten. Er könne die Angestellten nicht bezahlen, sei momentan gerade nicht liquid. Marhöfer vertraut ihm. Auf einen Zettel kritzelt Sébastien B.: «Ich gebe Reinhard jeden Monat ab Mai 2018 bis November 2018 3000 Franken.» Unter den Satz setzt er seine Unterschrift. Marhöfer gibt ihm das Geld.

Als im Mai die erste Zahlung nicht eintrifft, wird er misstrauisch: «Ich habe mehrmals nachgefragt, er hat mich immer wieder vertröstet.» Auch in den folgenden Monaten bleiben die versprochenen Raten aus. «Er rief aber immer wieder an und sagte, er habe mich nicht vergessen. Das gab mir Hoffnung!»

Bis jetzt. Nun ist das Restaurant zu und B. über alle Berge. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen. Am schlimmsten trifft es den 73-jährigen Vermieter. Er erfuhr schon im Sommer 2017, nach der Restaurant-Renovation, dass B. Schulden gemacht hatte: «Damals erzählten mir die Handwerker, sie seien nicht bezahlt worden. Obwohl wir B. dafür extra ein Darlehen gewährt hatten.»

Vermieter und Gemüsehändler ebenfalls geprellt

Doch der Vermieter ist machtlos. «Ich konnte ihm nicht kündigen, weil er die Miete damals noch zahlte, wahrscheinlich mit meinem eigenen Darlehen.»

Eineinhalb Jahre wütete der Betreiber weiter. Dem Gemüsehändler Ulrich Stoller (70) bezahlte er zwischen Dezember 2017 und Oktober 2018 die Rechnungen nicht. Mittlerweile schuldet er auch ihm 42'000 Franken. Stoller wütend: «Das war mein Pensionsgeld!»

Sébastien B. ist dem Staatsanwaltschaft schon bekannt

Erst am 26. Februar 2019 eröffnet das Bezirksgericht Sitten den Konkurs, wie der «Walliser Bote» berichtete. Das Gusto Matto wird amtlich versiegelt. 

Der Vermieter und seine Familie leiten rechtliche Schritte ein. Doch den Gauner zur Rechenschaft zu ziehen, dürfte schwierig werden. Sébastien B. hat den Mietvertrag nämlich auf eine Firma laufen lassen. Im Handelsregister ist er als Firmeninhaber gar nicht eingetragen. «Er ist ein Profi-Gauner», sagt Lieferant Stoller.

Tatsächlich hat Sébastien B. schon früher wegen Betrugs für Schlagzeilen gesorgt. 2016 rollte die Westschweizer Zeitung «Le Temps» die Geschichte zweier Familien auf, die er um 8,4 Millionen Euro und zehn Millionen Franken betrogen haben soll. Beide haben gegen ihn geklagt.

Sogar Sternekoch erstattete Anzeige

Auch der bekannte Sternekoch Frédy Girardet (82) hat gemäss der Zeitung Strafanzeige erstattet. Der Vorwurf: Als sein Vermögensverwalter soll B. irreführende Schätzungen gemacht haben.

Die Staatsanwaltschaft Wallis ermittelt wegen Betrugs und Veruntreuung gegen Sébastien B. Wie viele Kläger es gibt, ist nicht bekannt. Die Liste dürfte lang sein. Beim Konkursamt waren gemäss dem Vermieter Mitte Februar 72 Verfahren hängig. Mittlerweile sind es vermutlich noch mehr.

Klar ist: In Zermatt schuldet er Vermieter, Lieferanten und Privatpersonen über eine Million Franken. Sébastien B. wollte gegenüber BLICK nicht Stellung nehmen. Reinhard Marhöfer hat keine Hoffnung: «Ich glaube nicht, dass ich mein Geld jemals wiedersehe.»

* Name d. Red. bekannt

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