Vor vier Jahren führte der welsche Klinikverbund Hôpital neuchâtelois erstmals die Entfernung einer Bauchspeicheldrüse (Pankreas) durch. Die Operation ist hoch riskant: Sie dauert zweieinhalb bis vier Stunden, die Gefahr von Blutungen oder undichten Nähten ist gross. Nur erfahrene Teams können Komplikationen rasch genug erkennen. Todesfälle sind nicht selten.
Zehn Patienten wurden dort 2010 an der Bauchspeicheldrüse operiert. Zwei bezahlten den Eingriff mit dem Leben. Gemäss Erfahrungswerten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) ist das eine extrem hohe Todesrate. Zum Vergleich: Das Berner Inselspital operierte im selben Jahr 74 Patienten an der Bauchspeicheldrüse, nur zwei starben.
Bereits 2012 tauchte der Neuenburger Klinikverbund erneut mit desaströsen Zahlen in der BAG-Statistik auf. Bei 16 Pankreas-Operationen starben vier Patienten. In keinem anderen Spital war die Sterblichkeitsrate höher (siehe Tabelle unten). Auch eine Sterberate von 25 Prozent wurde in fünf Jahren nirgendwo sonst verzeichnet.
Wurde im Hôpital neuchâtelois geschlampt? Oder kämpfte es da mit besonders schweren Fällen? SonntagsBlick fragte mehrmals in La Chaux-de-Fonds nach. Das Spital verweigerte jede Antwort.
Tatsache ist: Von solchen Operationen ist seit den 90er-Jahren bekannt, dass Chirurgen viel Übung brauchen. Sonst kommt es häufiger zu unnötigen Komplikationen bis hin zu Todesfällen.
Die Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz will daher, dass alle Spitäler ab 2016 eine Mindestzahl von 20 Operationen nachweisen können. Sonst verlieren sie die Bewilligung, Pankreas-Eingriffe durchzuführen. Doch die Reform ist blockiert. 16 Spitäler mit weniger als zehn Operationen pro Jahr erhoben Einspruch beim Bundesverwaltungsgericht.
Josef Hunkeler (67), langjähriger Gesundheitsexperte des Preisüberwachers, hat die verfügbaren Fakten zu Pankreas-OPs ausgewertet. Resultat: 2012 starben in den Zentrumsspitälern der Westschweiz und des Tessins im Durchschnitt drei Mal mehr Patienten als in Ostschweizer Spitälern.
Hunkeler stellte auch fest, dass in den Westschweizer Spitälern im Schnitt weniger Pankreas-Operationen durchgeführt werden als in der Ostschweiz. Das heisst: Die welschen Chirurgen haben weniger Übung als ihre Ostschweizer Kollegen. «Das deckt sich damit, was man schon lange über Pankreas-Operationen weiss.»
Um Qualitätsunterschiede verlässlich festzustellen, brauche es jedoch mehr Transparenz, meint Hunkeler. Die Schweiz wisse nicht, wie gut oder schlecht ihre Ärzte arbeiteten. Dazu Experten der OECD: «Die Schweiz ist in hohem Masse davon abhängig, dass sich jeder Arzt selber an den besten Methoden orientiert.»
Gesundheitsökonom Heinz Locher (71) stellt sogar die Qualität des gesamten Gesundheitssystems in Frage: «Es heisst immerzu, wir hätten ein herausragendes System. Belegen können wir das nicht. Wir haben nicht die Daten dafür.» Erika Ziltener (59), Präsidentin des Dachverbands der Patientenstellen: «Es muss vorwärtsgehen.»
Seit Jahren werde eine bessere Patienten-Information versprochen. Vor allem die Spitallobby verhindere aber Fortschritte: «Wir sind weit davon entfernt, dass Patienten ein unsorgfältig arbeitendes Spital zur Rechenschaft ziehen könnten.»
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