«Man sieht immer noch die Furchen der Pneus im Boden»
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Blick-Reporterin vor Ort:«Man sieht immer noch die Furchen der Pneus im Boden»

Bei Champagnole (F) von Strasse abgekommen
Das sind die tödlich verunglückten Internatsschüler

Vier Internatsschüler sind bei Champagnole im französischen Jura bei einem Sturz in einen eisigen See gestorben. Passiert ist das Drama rund 25 Kilometer entfernt von der Schweizer Grenze.
Publiziert: 20.01.2022 um 15:20 Uhr
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Aktualisiert: 03.02.2022 um 13:51 Uhr
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Emmanuel U.* ist unter den Todesopfern.
Foto: zvg

Tragödie im französischen Jura am Mittwoch. Bei Glatteis kommen fünf Internatsschüler im französischen Juragebirge mit ihrem Auto von der Strasse ab und stürzen in einen eisigen See. Nur einem Insassen gelang es bei dem Unfall nahe Champagnole am Mittwochnachmittag, sich aus dem untergehenden Wagen zu retten und Alarm zu schlagen, berichtete der Sender BFMTV.

Das Drama geschah bei Fontenu, wie BFMTV aus Polizeiquellen erfahren habe. Der Fahrer verlor am späten Nachmittag auf einer eisigen Strasse die Kontrolle über sein Fahrzeug, das dann in den See von Chalain stürzte.

Trotz aller Bemühungen von Polizei und Feuerwehr kamen vier Schüler ums Leben. Die Opfer waren 15 bis 19 Jahre alt und alle Internatsschüler im Gymnasium der Provinzstadt Champagnole.

Vater postet Bilder vom verstorbenen Sohn

Unter den Todesopfern ist auch die 19-jährige Clara D.*, sie spielte leidenschaftlich gerne Fussball bei einem lokalen Club. «Sie war immer sehr zuvorkommend und immer bei unseren Veranstaltungen anwesend», sagte der Vereinspräsident gegenüber «Voix du Jura». Zuletzt hatte er sie bei der Übergabe der Panini-Alben im Dezember gesehen. Der Teenager habe stets gerne Dinge organisiert und sei bei Versammlungen immer dabei gewesen.

Ihre Mannschaftskolleginnen trauern auf Facebook um das Mädchen. «An unsere Mbappe im Verein. Die Mädchen werden sich an deine Hyperaktivität auf dem Spielfeld oder sogar bei unseren feuchtfröhlichen Abenden erinnern. (...) Danke für diese paar Monate in unserem Club, wir werden diese Momente mit dir nie vergessen.»

Clara D. war in der Vergangenheit auch Mitglied in einem Judo-Club. Sie sei kämpferisch gewesen und habe immer gelacht, heisst es auf der Facebook-Seite des Vereins. «Uns fehlen die Worte, um unsere Trauer über diese Tragödie auszudrücken.»

Auch Emmanuel U.*, ein Handballspieler, hat das Unglück nicht überlebt. Sein Vater postet auf Facebook zahlreiche Bilder, die seinen verstorbenen Sohn beim Sport zeigen. «Ich bin es nicht gewohnt, Nachrichten im «Alten»-Netzwerk zu posten, wie mein Emmanuel gesagt hat, aber heute Morgen poste ich mit zittriger Hand diese paar Fotos deiner Leidenschaften.»

Mit im Auto sass auch sein Handball-Kollege, Frederic S.* – auch er hat das Unglück nicht überlebt.

«Alle sind schockiert»

Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sprach von einem Drama, er sei in Gedanken bei den Angehörigen und Freunden. Die Schulbehörden ständen dem Umfeld der Opfer bei.

Wie Präfekt David Philot dem Sender sagte, sei die Strasse entlang des Sees von Chalain vollkommen vereist gewesen, das Auto sei ausser Kontrolle geraten. Anders als im übrigen Strassenverlauf hätten an der Unfallstelle keine Bäume gestanden, so dass der Wagen in die Tiefe gestürzt sei. «Wir stehen wirklich vor einem Drama, alle sind schockiert.»

Grosse Trauer vor der Schule

Die Bergung des Autos fand am Mittwochmorgen statt. Die Polizei zog das Auto aus dem See und transportierte es anschliessend ab. Die Strasse verfügt über keinen Winterdienst und wird daher in den kalten Monaten weder geräumt noch gesalzen. Die Strasse führt unter anderem zu einem Campingplatz.

Vor dem Collège in Champagnole bietet sich ein trauriges Bild. Am Zaun des Gymnasiums wurden Blumen aufgehängt, die Trauer ist gross. Auch die lokalen Sportklubs trauern. «Uns fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie traurig wir sind», schreibt ein Verein. «Wir sind in Gedanken bei den Familien», heisst es von einem anderen Klub.

Ermittlungen aufgenommen

Ermittlungen zum genauen Hergang des Unfalls seien aufgenommen worden. Einzig die Fahrerin war nach den Angaben volljährig.

Der überlebende Schüler kam unterkühlt in eine Klinik. Die Toten wurden geborgen und zur Identifizierung ebenfalls ins Spital transportiert. Wie der Sender France bleu berichtete, sollte an dem betroffenen Gymnasium eine psychologische Betreuung eingerichtet werden. (dus/zis/man/SDA)

*Namen geändert

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